22.04.1997
 

Prügeleinsatz in Duisburg
Sicherheitsdienst und Polizisten gegen fremd Aussehende
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junge Welt

*  Prügeleinsatz in Duisburg
Von Pascal Beucker

Die 25jährige Studentin Sevim Y. ist noch immer fassungslos: »Die Polizisten haben mich mehrmals auf den Rücken geschlagen, mir Handschellen angelegt und mich zu Boden geworfen.« Auf der vom Allgemeinen Studentenausschuß (Asta) organisierten Pressekonferenz am Freitag schilderte sie eindringlich, was ihr am 8. April im U-Bahn-Tunnel am Duisburger Hauptbahnhof widerfahren war: »Ich habe mir vor Angst in die Hose gemacht, und sie ließen mich in meinem Urin liegen.«

Ihr Vergehen: Sevim Y. hatte den Zugriff von Sicherheitskräften der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) gegen neun ausländische Jugendliche beobachtet, die in der U- Bahn randaliert haben sollen. Als die Polizei eintraf, wurde Sevim Y. gleich mit abgegriffen - offensichtlich aufgrund ihres »fremdländischen« Aussehens, denn andere Fahrgäste wurden nicht verhaftet. Auf der Wache mußte sie sich ausziehen und wurde einer vollständigen Leibesvisitation unterzogen. Erst nachdem die Beamten ihren deutschen Paß und ihren Studentenausweis sahen, wurde Sevim Y. wieder freigelassen. Sie habe offensichtlich doch nichts mit den »Randalierern« zu tun gehabt. Sevim Y. hat jetzt Anzeige gegen die tatbeteiligten Polizisten gestellt.

»Dieser Vorfall zeigt, daß der Rassismus nicht nur den 'Rechtsradikalen' überlassen wird«, so Bora Ergin vom Büro gegen Rassismus e. V., einer Selbstorganisation der nichtdeutschen Duisburger. Auch das Vorgehen der DVG- Sicherheitskräfte und der Polizei gegen die vermeintlich randalierenden Jugendlichen stößt auf Kritik. So berichtete Thomas Kuhl, der Zeuge des Vorfalls gewesen war, von einem unverhältnismäßigen Einsatz gegen die Gruppe: »Das hätte in keinem Film klischeehafter dargestellt werden können.« Auch andere Fahrgäste hätten sich schockiert gezeigt über die Brutalität der »Schwarzen Sheriffs« und der Beamten. Zudem seien rassistische Sprüche wie »marokkanischer Wichser« gefallen.

Die den Jugendlichen zur Last gelegten Verwüstungen der U-Bahn konnte Kuhl hingegen nicht bestätigen. So hätte er die vom DVG-Pressessprecher behauptete zerbrochene Fensterscheibe sehen müssen. Er habe davon jedoch erst nachher in der lokalen Presse gelesen. Das einzige, was den Jugendlichen vorgeworfen werden könne, sei, so der Zeuge weiter, daß sie »auch nach meinem Empfinden zu laut« gewesen seien.


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