25.03.1999



Es wird was aus dem Staub gemacht

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*   Es wird was aus dem Staub gemacht
Von Pascal Beucker, Marcus Meier und Felix Pullmann

Bärbel Höhn informiert offensiv über den Dioxinskandal, ein CDUler kritisiert ihre Haltung, Bürgerinitiativler wollen die B.U.S. stillegen.

Am Freitag wird es in der Duisburger Sporthalle Süd turbulent zugehen. Für 16 Uhr ist Bürgerversammlung angesagt. Die Anwohner der B.U.S. Metall GmbH in Duisburg-Hüttenheim verlangen Auskunft: Wer trägt die Verantwortung dafür, daß die Öffentlichkeit so spät informiert wurde und Notstandsmaßnahmen unnötig verzögert wurden? Und: Warum unterrichtete die B.U.S. erst diese Woche das Landesumweltministerium darüber, daß schon einen Tag vor dem Unfall aus einem Leck in der Anlage minutenlang dioxinbelasteter Staub ausgetreten war?

Die Anwohner begehren auf: In Hüttenheim formiert sich inzwischen eine neue Bürgerinitiative gegen die B.U.S.. Ihre zentrale Forderung: Die Stillegung der Dioxinschleuder. Damit steht die Initiative nicht alleine. So hat inzwischen der Bund für Umwelt- und Naturschutz NRW den Widerruf der Betriebserlaubnis für die B.U.S.-Fabrik beim Staatlichen Umweltamt beantragt. Auch der Duisburger CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Mahlberg fordert entsprechende Konsequenzen aus dem Störfall: "Man muß den Betrieb nun aus diesem sensiblen Bereich entfernen", erklärte der christdemokratische Wirtschaftspolitiker gegenüber der taz ruhr (siehe Interview auf Seite 4). Mahlberg erhebt auch schwere Vorwürfe gegen Landesumweltministerin Bärbel Höhn. Diese hätte schon am Montag letzter Woche die Bevölkerung informieren müssen. Für die grüne Höhn eine unhaltbare Behauptung: "Ich selbst bin im Ministerium erst am Mittwoch vormittag informiert worden." Verantwortlich dafür sei die katastrophale Informationspolitik der B.U.S. gewesen, die sie für "absolut skandalös" hält. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Ermittlungen gegen die B.U.S. aufgenommen.

Unterdessen sind die Reinigungsarbeiten in Hüttenheim weitgehend abgeschlossen. Die Dioxinmeßwerte bewegten sich im Gebiet um das B.U.S.-Werk wieder im zulässigen Bereich, erklärte Umweltministerin Höhn am Dienstag im Duisburger Rathaus. "Die gemessenen Werte bedeuten, daß wir fast das ganze betroffene Gebiet wieder freigeben können", verkündete die grüne Ministerin. Jedoch würden Experten für einen Kernbereich in der unmittelbaren Nähe der Fabrik eine Nachreinigung empfehlen. Der Duisburger Umweltdezernent Jürgen C. Brandt bezifferte die Kosten der Reinigungsarbeiten auf einen sechsstelligen Betrag. Er würde der B.U.S. in Rechnung gestellt.


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