04.11.1999



Kölner Woche startet in nächste Jahrviertel

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*   Kölner Woche startet ins nächste Jahrviertel
Von Pascal Beucker

Mitarbeiter wollen Zeitungsprojekt wiederbeleben.

Marx ist tot, Jesus lebt? Fünf Wochen nach ihrer Einstellung versucht sich die Kölner Woche an einem alten christlichen Experiment: Die bisherige Domstadt-Lokalausgabe der linken Berliner Tageszeitung junge Welt will am 18. November ihre Wiederauferstehung feiern - ohne junge Welt. Die Linke Presse- und Verlagsbeteiligungsgenossenschaft LPG junge Welt e. G. hatte die Kölner Woche nach 25 Ausgaben abgestoßen, da das Projekt nicht wie anvisiert nach einem halben Jahr kostendeckend arbeitete.

Bereits in ihrer Abschiedsausgabe am 9. Oktober hatten die Mitarbeiter der Kölner Woche angekündigt, jetzt "unseren eigenen Weg" gehen zu wollen und an einem Neustart ohne junge Welt zu arbeiten. "Ein bestehendes Büro aufzugeben, ein eingearbeitetes Team auf die Straße zu setzen und gut funktionierende Abläufe abzubrechen, käme einem Akt der Verschwendung gleich", begründeten sie ihre Hartnäckigkeit.

Nun haben die Kölner Woche-Macher neue Sponsoren gefunden, die ihnen nach Auskunft des Chefredakteurs Wolfgang Jorzik zumindest für die nächsten drei Monate das Überleben sichern. Allerdings bleibt die Finanzdecke dünn. "Von Geldsegen können wir leider nicht reden", so Jorzik.

Die neue Kölner Woche werde "größer, dicker, bunter", verspricht Redakteur Elmar Wiegand. Auf 16 statt der bisherigen acht Seiten und in einem größeren Format soll sie nunmehr "alles bieten, was eine aktuelle, unabhängige und vor allem giftige Zeitung in Köln braucht, um eine kompetente Lokalberichterstattung realisieren zu können". So würde der Service-Teil mit je zwei Seiten für Termine und für Filmrezensionen massiv ausgebaut. "Wir strukturieren aber auch ein Stück weit inhaltlich um", erklärt Jorzik. Schließlich hätte man durch die Seitenerweiterung nun mehr Platz für Berichte und Meldungen.

Branchenkenner sehen allerdings auch für die neue Version der Kölner Woche keine längerfristige Überlebensperspektive.


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