09.03.2001

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taz

*   Brennstoffzellen in Köln
Von Pascal Beucker und Marcus Meier

Die weltgrößte Brennstoffzellenfabrik wurde gestern in Köln eröffnet. Trotz rosiger Prognosen wird sich der Verlust der Firma ZeTek in diesem Jahr verdreifachen.

Warum seine Firma ausgerechnet in Köln Brennstoffzellen herstellen will? Für Nicholas M. Abson eine blöde Frage: "Die Entscheidung ist uns dank der Unterstützung von Nordrhein-Westfalen leicht gefallen", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der ZeTek Power GmbH. Gestern wurde das Werk eröffnet - weltweit die erste Fertigungsstätte mit vollautomatischer Massenproduktion von alkalischen Brennstoffzellen. Seit 1988 hat das Land NRW rund 30 Millionen Mark Fördermittel für 17 Brennstoffzellenprojekte bereitgestellt.

In fünf Jahren will die Kölner Fabrik Zellen mit einer Gesamtleistung von 500 Megawatt herstellen. Das entspräche der Leistung eines mittleren Kraftwerks. Die Zellen sollen in Autos, Lkws, kleinen Schiffen, Mobiltelefonen, Laptops und Hitzegeneratoren eingesetzt werden - statt Batterien. Brennstoffzellen erzeugen Strom durch die chemische Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff, es entsteht unschädlicher Wasserdampf. Um aber den Wasserstoff herzustellen, braucht man Energie.

Von seiner PR-Abteilung lässt sich Abson gerne als "Umweltschützer mit Unternehmergeist" darstellen. Nicht umsonst steht das Kürzel "ZeTek" für "Zero emissions technology". Was allerdings nicht stimmt: von "null Emissionen" könne keine Rede sein, so Klaus Traube, energiepolitischer Sprecher des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND). "Die Emissionen entstehen bei der Herstellung des Wasserstoffs, wo beispielsweise Erdgas eingesetzt wird."

Abson glaubt an ein lukratives Geschäft, denn nach seiner Überzeugung werden die Kosten für Energie aus Brennstoffzellen innerhalb von drei Jahren unter denen herkömmlicher Kraftwerke liegen. Auf rund 15 Millionen Mark beziffert der Mittfünfziger die Investitionen für das Werk. Zunächst werden 70 Mitarbeiter in Köln-Porz beschäftigt, in drei Jahren sollen es 500 sein.

ZeTek-Chef Abson ist sehr ambitioniert. 1999 hatte der ehemalige Wissenschaftsjournalist ZeTek Power gegründet. Inzwischen sind Tochterunternehmen in Deutschland, England, den USA, Belgien, Frankreich, Russland und den Niederlanden entstanden. Darunter Zevco, die Zero Emission Vehicle Company, die sich auf Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb spezialisiert hat. Im nächsten Jahr will ZeTek Power zudem noch zwei Produktionsstätten in den USA eröffnen. Neben dem Möbelhersteller IKEA zählen auch die Brokerhäuser Merrill Lynch und Lehmann Brothers zu den 665 Anteilseignern des Unternehmens. Bisher rechnet sich ZeTek aber nicht: Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen im vergangenen Jahr keine nennenswerten Umsätze verzeichnet - in diesem Jahr wird sich der Verlust auf 19,6 Millionen Euro verdreifachen. Erst ab 2003 hofft ZeTek auf Gewinne.

Auch andere Unternehmen forcieren die Entwicklung von Brennstoffzellen. So will sich der Essener Stromkonzern RWE als Technologieführer in Zusammenarbeit mit einer Siemens-Tochter in dem Bereich positionieren. Die Automobilriesen Ford und DaimlerChrysler beteiligen sich seit 1998 an dem kanadischen Brennstoffzellenhersteller Ballard.


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