10.03.2001

Startseite
taz

*   2006 soll im Ruhrpott der Metrorapid schweben
Von Pascal Beucker

Sahnehäubchen zur Weltmeisterschaft.

Kommt er oder kommt er nicht? Für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement ist das gar keine Frage mehr: Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 2006 schwebt der Metrorapid durchs Ruhrgebiet, verkündet er landauf, landab. Seine eigene sozialdemokratische Fraktion im Landtag scheint sich da jedoch nicht so sicher zu sein. Als die rot-grüne Mehrheit am Donnerstag im Verkehrsausschuss die Einsetzung eines Unterausschusses "Metrorapid in NRW" beantragte, fehlte in der Beschlussvorlage ein kleiner, aber feiner Satz: "Bis zur Fußballweltmeisterschaft 2006 (und einer evtl. Olympia-Ausrichtung 2012) muss die Rhein-Ruhr-Region mit einem attraktiven gut funktionierenden Bahnnetz ausgestattet sein." So stand es noch in der internen Vorlage, die die Grünen ihrem Koalitionspartner unterbreitet hatten.

Der SPD war diese Festlegung zu brisant. Denn hinter vorgehaltener Hand geben auch ihre Verkehrsexperten zu: Mit der Magnetschwebebahn ist das nicht zu schaffen. Dem Ruhrgebiet könnte stattdessen ein Desaster beschert werden: Pünktlich zur WM 2006 glänzt das Ruhrgebiet als Großbaustelle.

Auch die anderen Einwände gegen die Magnetschwebebahn sind gewichtig. Die 17 Umwelt-, Verkehrs- und Fahrgastverbände der "Allianz pro Schiene" warnen vor einer "Zehn-Milliarden-Fehlinvestition". Eine Metrorapid-Strecke im Ballungsraum Rhein-Ruhr sei verkehrspolitisch unsinnig, ökologisch nicht zu rechtfertigen und unwirtschaftlich. So hat das Münchner Planungsbüro Vieregg-Rößler errechnet, dass der Metrorapid auf der geplanten Strecke zwischen Düsseldorf und Dortmund gerade mal eine Fahrzeitverkürzung von fünf Minuten brächte. Das bedeutet: Eine Minute Zeitgewinn würde eine Milliarde Mark kosten. Der Verkehrsclub Deutschland befürchtet zudem, dass für die neue Trasse quer durch den dicht besiedelten Pott neben den ohnehin nötigen Schienen- und Bahnhofs-Umbauten auch noch ganze Häuserzeilen abgerissen werden müssten - das würde die bisher geschätzten Kosten von über 7 Milliarden Mark weiter in die Höhe schnellen lassen.

Warum Clement trotzdem für den Metrorapid ist? Offenbar wollte sich hier ein Politiker mit dem "Clement-Express" ein Denkmal setzen, mutmaßt Helmut Heutz, Bezirkschef der Verkehrsgewerkschaft GBDA. Dieser "Clex" hat dem Ruhrgebiet gerade noch gefehlt.


© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen beim Autor. Direkte und indirekte Kopien, sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autors.