22.08.2001

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taz

*   Gewerkschafter in Erklärungsnot
Von Pascal Beucker

Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen IG-Metall-Chef Klaus Zwickel. Als Aufsichtsrat von Mannesmann war er daran beteiligt, dem Vorstand möglicherweise illegale Millionen-Prämien gezahlt zu haben. Heute Hauptversammlung.

Es hätte alles so schon werden können auf der voraussichtlich letzten Hauptversammlung der Mannesmann AG im Düsseldorfer Congress Center. Die am vergangenen Montag vorgelegte Halbjahresbilanz der Vodafone-Tochter macht den Aktionären gute Laune: Umsatzsteigerung um sieben Prozent auf 6,8 Milliarden Euro.

Doch die Stimmung ist verhagelt. Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Untreue oder Beihilfe zur Untreue gegen Vodafone-Chef Chris Gent und neun ehemalige Mannesmann-Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Mit dabei: IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, der frühere Betriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg, Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Josef Ackermann und natürlich Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser.

Es geht um die Umstände der Übernahme von Mannesmann durch die britische Telefongesellschaft Vodafone im Februar vergangenen Jahres. Und um viel Geld: Dienten die 150 Millionen Mark (73,7 Millionen Euro), die aktive oder ehemalige Führungskräfte an Abfindungen und Prämien erhielten, als Schmiermittel, damit bei der Übernahme auch alles glatt ging?

Die Briten hatten sich die Übernahme den bisher weltweiten Rekordpreis von 180 Milliarden Euro kosten lassen. Mit rund 60 Millionen Mark wurde Klaus Esser der Abschied versüßt - 28 Millionen erhielt er als Abfindung, 32 Millionen als "Anerkennungsprämie" für seine "großartigen Leistungen" als Mannesmann-Vorstand.

Ins Blickfeld der Staatsanwälte sind jedoch nicht nur die Adressaten des Geldregens geraten, sondern auch die Personen, die die Zuwendungen festgesetzt haben. Den Ermittlern geht es um die Mitglieder des Aufsichtsrats-"Ausschusses für Vorstandsangelegenheiten". Denn dieses Gremium soll den umstrittenen Zuwendungen zugestimmt haben. Mitglieder waren damals auch Klaus Zwickel und Jürgen Ladberg. Zwickel hatte die Prämie an Esser im Februar vergangenen Jahres wortreich als "unanständig hoch und für keinen Arbeitnehmer mehr nachvollziehbar" kritisiert - nur dagegen gestimmt hatte er nicht.

Die IG Metall weist nun alle Vorwürfe gegen ihren Vorsitzenden vehement zurück. "Klaus Zwickel hat zu keinem Zeitpunkt an unsauberen Geschäften bei Mannesmann mitgewirkt", sagte IG-Metall-Sprecher Claus Eilrich. Und schiebt den schwarzen Peter weiter: Essers Millionen-Abfindung sei zwischen Vodafone-Chef Chris Gent und Esser ausgehandelt worden. Eilrich: "Klaus Zwickel war an dem Deal nicht beteiligt."

Für Reinhild Keitel, Sprecherin der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, sind die Zahlungen an die ehemaligen Mannesmann-Manager bis heute ein "skandalöser Vorgang". Keitel und auch der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Jörg Pluta, wollen auf der heutigen Hauptversammlung "unangenehme Fragen stellen".


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