01.03.2001

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taz

*   Olympia 2012: Dabei sein ist alles
Von Pascal Beucker und Frank Überall

Vereint wollten Düsseldorf und Köln um die Austragung der Olympiade 2012 kämpfen. Doch "Superschramma" hat sich übertölpeln lassen. Nun steht Köln im Abseits. Und Clement mahnt "diplomatische Gepflogenheiten" an.

Wolfgang ClementWochenlang hatte sich Fritz Schramma siegesgewiss gegeben, wenn es um Olympia 2012 ging. "Ich sehe Köln als Favoriten", tönte der Kölner Oberbürgermeister an jeder passenden und unpassenden Stelle. Nur Köln habe das internationale Flair, sich wirklich für Olympia bewerben zu können. Nun ist "Superschramma" wieder auf Normalmaß gestutzt worden: Zukünftig wolle man sich doch bei den Verhandlungen wieder mehr an "diplomatische Gepflogenheiten" halten, watschte ihn Ministerpräsident Wolfgang Clement nach einem gemeinsamen Gespräch am Mittwoch väterlich ab. Immerhin: Köln darf sich weiter Hoffnungen machen. Die Chancen, dass das olympische Beach-Volleyball-Turnier auf dem Neumarkt statt finden kann, sollen nicht schlecht stehen. Bewerberstadt wird indes wohl Düsseldorf.

Denn Schramma ist übertölpelt worden. Was gaben die beiden CDU-Oberbürgermeister von Köln und Düsseldorf doch ein einträchtiges Bild von Frieden und Freundschaft. Grinsend verkündeten sie noch vor wenigen Wochen vor eifrig notierenden Journalisten, dass sie sich zumindest in der Frage der olympischen Bewerberstadt nicht auseinander dividieren lassen würden. Schramma zeigte seinem Düsseldorfer Amtskollegen nicht ohne eine Portion karnevalistischer Selbsterniedrigung, wie ernst er es mit der neuen Freundschaft nahm: Bei Helau und Altbier habe man in der Düsseldorfer Stadthalle so nett miteinander geschunkelt, da könne der Kollege aus der Landeshauptstadt doch gar kein falsches Spiel treiben.

Doch da hatte sich der kölsche Oberjeck getäuscht. Denn auf einem Geheimtreffen bei Chardonnay und Schweinelendchen einigten sich die Oberbürgermeister Düsseldorfs, Dortmunds und Essens auf ein gemeinsames Vorgehen: Sie gründeten einen Zweckverband für die Bewerbung um die olympischen Spiele 2012. Da nur eine Stadt den Antrag einreichen kann, nicht eine Region, solle Düsseldorf die offizielle Bewerberin werden. Damit gab das Ruhrgebiet seine eigenen Ambitionen auf - und konterte Köln aus. Eine eigene Bewerbung des Ruhrgebiets hätte "Düsseldorf und Köln zwangsläufig auf die Gegenspur gebracht", so Essens OB Wolfgang Reiniger zur taz.

Angesichts des Ruhr-Vorstoßes sah sich Schramma unfein auf die Füße getreten, war er doch über das Treffen nicht informiert worden. Und er drohte: Notfalls wolle er eine eigene Bewerbung mit Aachen, Bonn und Leverkusen auf die Beine stellen.

Aber "Superschramma" hatte den Mund zu voll genommen: Am Mittwoch ruderte er zurück. "Es wird keine zwei getrennten Bewerbungen geben" - selbst wenn die Wahl auf die Altbierstadt fallen sollte, versprach er brav nach seinem Treffen mit Düsseldorf-Fan Clement. "Schließlich sitzen wir alle in einem Boot."

Aufgeben will Schramma jedoch noch nicht. Er halte den Namen Kölns für das nordrhein-westfälische "Olympia-Schiff" nach wie vor für sehr klangvoll und wolle weiterhin alles für die Domstadt in die Waagschale werfen. Doch das dürfte nicht mehr viel sein. Was ihm bleiben wird, ist das alte olympische Motto: "Dabei sein ist alles!" Und das Beach-Volleyball-Turnier auf dem Neumarkt.


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