29.03.2001

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taz

*   Vom Rhein an Spree und Elbe
Von Pascal Beucker und Frank Überall

Im "Zeitungskrieg" um die Herausgabe kostenloser Tageszeitungen könnte Köln bald nur noch eine Nebenrolle spielen. Sowohl der Schibsted- als auch der Axel Springer Verlag (ASV) planen offensichtlich, in Vorbereitung auf die bundesweite Expansion die Hauptproduktion ihrer Gratispostillen 20 Minuten und extra nach Berlin und Hamburg zu verlegen.

Den Anfang machte Springer mit seinem Relaunch von Köln Extra. Beglückte der Verlag die Domstadt bisher mit einer strunzdummen und billig gemachten Bild-Kopie, hat er sich nun eine aufwendige Umgestaltung geleistet, um marktfähig zu werden - komplett von Hamburg aus gesteuert. In der Hansestadt sitzt ein hoch qualifiziertes Team um den Ex-MAX-Chefredakteur Jan-Eric Peters, das das neue extra konsequent auf die Zielgruppe der 15- bis 30-Jährigen getrimmt hat: jung und dynamisch, Infotainment statt Information - laut Peters "die erste Zeitung für die SMS-Generation". Dabei ist extra eindeutig für den bundesweiten Markt konzipiert: Der "Mantelteil" soll bei Springers zu Hause an der Elbe gefertigt werden, vor Ort werden - wie jetzt schon in Köln - nur eine handvoll Journalisten sitzen, die Lokalkolorit vortäuschen sollen.

Auch die Planungen Schibsteds gehen in diese Richtung. Zwar werden noch Gerüchte über eine Zentralredaktion in Berlin hektisch dementiert, aber es gilt als offenes Geheimnis, dass zukünftig an der Spree der bundesweite Hauptteil für künftige lokale 20-Minuten-Ausgaben erstellt werden soll. Für die Kölner Redaktion dürfte das Personalabbau bedeuten.

Eine Kooperation zwischen Springer und Schibsted wird es indes trotz gemeinsamer Gespräche wohl nicht geben. "Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die diskutierten Konzepte nicht wirtschaftlich sind", so ASV-Sprecherin Edda Fels.


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