31.05.2001

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taz

*   Vom Ehrenbrandmeister zum Ehrenbürger
Von Pascal Beucker und Frank Überall

Der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont.

Alfred Neven DuMont (Foto: Wolfgang Jorzik)74 Jahre hat er darauf warten müssen, nun bekommt Alfred Neven DuMont endlich das, was er verdient: die Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln – eine der wenigen Auszeichnungen, die dem Großen Bundesverdienstkreuzträger mit Stern und Ehrenbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr von Stommeln bislang noch fehlte.

Erstaunlich nur, dass es solange dauerte. Denn kaum einer beeinflusst seit Jahrzehnten die Politik der Domstadt derartig entscheidend wie der Verleger-Spross in elfter Generation. Denn DuMont hat sich nie darauf beschränkt, nur ein guter Zeitungsmacher zu sein.

So kümmerte er sich um Medienpolitik beim Bundesverband der Zeitungsverleger, um Wirtschaftsinteressen als Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer und Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände – und nicht zuletzt um seine eigenen finanziellen Interessen als Teilhaber des Esch-Immoblienfonds. Erfolgreich: In der Liste der 100 reichsten Deutschen der manager magazins belegt er mit einem Vermögen von 1,8 Milliarden Mark Platz 73 – noch vor der Drogerie-Familie Schlecker und den Adeligen von Thurn und Taxis.

„Er war und ist ein politischer Verleger“, sagte Hans-Dietrich Genscher anlässlich des 70. Geburtstages des kommenden Ehrenbürgers. Anders formuliert: Der Kölner Citizen Kane versteht es hervorragend, sich „im Spannungsfeld zwischen Pressemacht und -missbrauch zu bewegen“, wie sogar einmal sein publizistisches Flagschiff, der Kölner StadtAnzeiger (KStA), konzedierte. Das bedeutet: In Köln weiß jeder, der eine gute Presse haben will, dass er an ihm und seinen Fleischtöpfen nicht vorbei kommt.

Seine Karriere begann DuMont, der in München Philosophie, Geschichte und Literatur studiert und 1952 ein Jahr lang an der Medill School of Journalism in Chicago verbracht hat, als Twen. Mit 26 Jahren trat er in das elterliche Verlagshaus M. DuMont Schauberg ein und war dort ab 1955 zunächst publizistischer Leiter des KStA. 1960 wechselte er auf die Herausgeberseite der liberalen Tageszeitung und gründete 1964 die Boulevardzeitung Express. Nach dem Tod seines Vaters Kurt wurde der „Verleger aus Berufung“  1967 alleiniger Herausgeber der beiden Blätter und regiert seitdem seine Zeitungen mit patriarchal-eiserner Hand. So konstatiert denn auch der Branchendienst epd medien, DuMont sei „für seine oft harsche Gutsherrenart auch im Umgang mit Redakteuren bekannt“.

Dabei macht der passionierte Teetrinker gar keinen Hehl um sein „Bemühen um Meinungsführerschaft“. Sieht er einen missliebigen Beitrag, kann eine bis dato gedeihliche Zusammenarbeit minutenschnell beendet sein. Auch heute noch.

Denn Neven DuMont ist wenig zimperlich, wenn er seine Interessen tangiert sieht. So setzte er 1996 kurzentschlossen einen langjährigen Stadt-Anzeiger-Redakteur vor die Tür, nachdem dieser DuMont-kritische Bemerkungen in dem Artikel eines freien Autoren hatte durchgehen lassen. Der Herausgeber sah in dem Journalisten ein „publizistisches Sicherheitsrisiko“. Das Arbeitsgericht kam zu einem anderen Urteil. Die Kündigung musste zurückgenommen werden. Selbstkritik indes fällt dem Verleger schwer. Noch im Frühjahr dieses Jahres versuchte DuMont in einem Leserbrief an das Fachmagazin Journalist, den er auch in der Redaktion des KStA aushängen ließ, die für ihn peinliche Geschichte umzuschreiben: Der damalige Chefredakteur und nicht er sei für den versuchten Rausschmiss verantwortlich gewesen.

DuMont greift gerne mal zur spitzen Feder. Auf Freundlichkeitsfloskeln legt er dabei in der Regel wenig Wert. So schrieb er im Dezember 1999 als Reaktion auf eine Pressemitteilung der Grünen im Kölner Stadtrat der damaligen grünen Bürgermeisterin und heutigen schleswig-holsteinischen Justizministerin  Anne Lütkes: „Es wird berichtet, dass die Fraktion der Bündnis 90/Die Grünen folgende Formulierung abgesondert hat.“ Die Grünen hätten ihre Haltung zu korrigieren.

Ja, Alfred Neven DuMont liebt das Schreiben – auch wenn er manchmal damit Schiffbruch erleidet. So scheiterte er als Romancier. Sein Erstling „Abels Traum“, der 1995 unter dem Pseudonym Franz Nedum erschien, fiel bei Kritik und Publikum glatt durch. Kein Wunder: Auf 273 Seiten beschäftigt er sich mit kaum mehr als dem Busen der Jugendfreundin des Helden.


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