28.06.2001

Startseite
taz

*   Dubiose Spende
Von Pascal Beucker

Neben Erich Schumann hat auch WAZ-Boss Günther Grotkamp für Kohl gespendet. Heute sagt er im Bundestagsuntersuchungsausschuss aus.

Jahrzehntelang hat man ihnen offensichtlich unrecht getan: den WAZ-Familien Brost und Funke. Bisher glaubte man, die beiden Clans, die das „Manager Magazin“ mit einem Vermögen von jeweils 5,5 Milliarden Mark auf den Plätzen 33 und 34 seiner Liste der 100 reichsten Deutschen führt, seien sich spinnefeind und einig nur in einem: ihrem Streben nach Profitmaximierung. Aber augenscheinlich gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit: ihre Vorliebe für Helmut Kohl.

Erich Schumann, adoptiertes Mitglied der Familie Brost und geschäftsführender Gesellschafter der WAZ-Mediengruppe, sorgte vor einem Jahr mit seinem 800.000 Mark schweren Bekenntnis für den Ex-Bundeskanzler für Schlagzeilen - und seinen Ausschluss aus der SPD. Heute wird sein Alter Ego Günther Grotkamp, angeheiratetes Mitglied der Familie Funke und bis 1999 WAZ-Geschäftsführer, vor dem Bundestagsuntersuchungsausschuss zur CDU-Spendenaffäre über die versteckte Leidenschaft der Seinen Auskunft erteilen.

Bisher bekannt: An einem Tag und von einem Konto überwies Grotkamp im Dezember 1990 zweimal 33.000 und einmal 34.000 Mark an die Christdemokraten. Damit lag die jeweilige Einzelspende unter der damals gültigen Meldegrenze von 40.000 Mark. Und der Spender musste nicht im CDU-Rechenschaftsbericht auftauchen. Grotkamps Begründung für dieses Verfahren: Nicht er, sondern seine Frau und zwei Schwägerinnen seien die Spender. Dass die drei ein gemeinsames Konto besäßen, über dessen Vollmacht er verfügt, erklärte der gelernte Jurist mit „internen Verhältnissen“ der Familie, die er „nicht nach draußen“ tragen wolle. Keine befriedigende Antwort für den Spenden-Untersuchungsausschussvorsitzenden Volker Neumann (SPD): „Wenn man jetzt einfach nur noch den Namen einer Privatperson als Verwendungszweck nennen muss, kann man auch das Telefonbuch aufschlagen und daraus Namen einsetzen.“ SPD-Obmann Frank Hoffmann sieht den Ausschuss bereits „erstmals konkret einer weiteren Form der Finanz-Verschleierung bei der CDU auf der Spur“.

Dass ausgerechnet Grotkamp meinte, seine materielle Unterstützung für die CDU verschleiern zu müssen, während Schumann mit offenen Visier sein Geld an Kohl gab, überrascht. Der Familientraditionen der Brosts und der Funkes gemäß hätte es umgekehrt sein müssen. Schließlich waren schon die beiden Gründer des Zeitungsimperiums, die 1948 von den britischen Besatzern gemeinsam die Lizenz für die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ erhielten, eindeutig zuzuordnen: Auf der einen Seite der Sozialdemokrat Erich Brost, auf der anderen Seite der Erzkonservative Jakob Funke - beide zwar zum Zweckbündnis vereint, aber politisch und mental einander entrückt. Sie beschimpften sich, lieferten sich wilde Gesellschafterschlachten - und stets versuchte der eine den anderen aus dem Unternehmen zu drängen. Nur wenn es darum ging, gute Geschäfte zu machen, hielten sie zusammen. 

In ihre Fußstapfen traten mit der gleichen politischen Rollenverteilung der Genosse Schumann und der Konservative Grotkamp. Sie machten mit unbändigem Expansionsdrang und zum Teil rüden Methoden die Essener WAZ-Gruppe zum profitabelsten Medienunternehmen Deutschlands.


© Pascal Beucker. Alle Rechte an Inhalt, Gestaltung, Fotos liegen beim Autor. Direkte und indirekte Kopien, sowie die Verwendung von Text und Bild nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung des Autors.