12.07.2001

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*   Kostenloses Siegerlächeln
Von Pascal Beucker und Sebastian Sedlmayr

DuMont und Springer haben Grund zum Jubeln.

Mit härtesten Bandagen hatte der Verlag M. DuMont Schauberg den Eindringling aus dem hohen Norden bekämpft. Bis zum Bundesgerichtshof klagte er, um 20 Minuten wieder vom Kölner Markt zu fegen und Unsummen ließ er sich seine "Abwehrmaßnahmen" kosten.

Jetzt ist wieder Sparsamkeit angesagt: Die Kölner Stadt-Anzeiger-Leser konnten die Erfolgsnachricht gerade mal als Kurzmeldung auf der Wirtschaftsseite lesen. Der Express beschränkte sich auf zwei knappe Sätze auf der Titelseite und die knackige Überschrift: "'20 Minuten' sind um". Auch die Pressemitteilung des Verlages M. DuMont Schauberg "zur neuen Situation auf dem Markt der Gratiszeitungen in Köln" zeichnet sich durch spartanische Kürze aus: Die Einstellung von 20 Minuten beweise, "dass die Gratiszeitung ein wirtschaftlich problematisches Medium ist", verkündete der Sprecher der Geschäftsführung, Günter Kammissek. Nun müsse sein Verlag "in den nächsten Wochen über seine Strategien in diesem Marktsegment entscheiden".

Die Entscheidung dürfte jedoch bereits gefallen sein: Auch DuMonts-Gratisblatt Kölner Morgen wird beerdigt, war es schließlich immer nur als "Abwehrmaßnahme" gedacht gewesen. Man sei sich zwar "einig, dass wir nicht schon morgen vom Markt gehen", sagte Kölner Morgen-Chefredakteur Dieter Grospitz. Illusionen macht er sich allerdings nicht: Er könne "die Geschäftsführung verstehen", wenn sie nun aus wirtschaftlichen Gründen auch den Kölner Morgen einstelle. Trotzdem wäre er darüber "sehr traurig", so Grospitz gegenüber der taz. Und mit einem Anflug von Sarkasmus fügte er noch hinzu: "Wahrscheinlich waren wir zu gut."

Während man im Hause DuMont auf demonstrative Schadenfreude verzichtet und nur hinter verschlossenen Türen die eine oder andere Flasche Schampus geköpft haben dürfte, reagierte der Axel Springer Verlag erwartungsgemäß weniger zurückhaltend. "Wir sind außerordentlich erfreut über die Entscheidung von Schibsted", erklärte Springer-Sprecherin Edda Fels. Damit sei die Auffassung ihres Verlages bestätigt, dass es sich um ein "wirtschaftlich aussichtsloses Experiment" gehandelt habe. Über die Zukunft von Springers extra wollte sie keine Angaben machen. Allerdings hatte Fels bereits in der Vergangenheit nie einen ernsthaften Zweifel daran gelassen, was für den jetzt eingetretenen Fall aus ihrer "Marktverstopfungsmaßnahme" wird: "Sobald 20 Minuten aufgibt, werden wir Köln extra wieder einstellen."


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