28.01.2002

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taz

*   NRW-Grüne friedlich
Von Pascal Beucker

Kriegsgegnerin Schewe-Gerigk mit sicherem Platz auf der Kandidatenliste für die Bundestagswahl. Aber auch Realo Volmer darf noch mal antreten.

Freudestrahlend stand Ludger Volmer am Rednerpult. "Und alles wird gut", rief er den Delegierten des Landesparteitages der nordrhein-westfälischen Grünen zu. Für den früheren Bundessprecher der Grünen und heutigen Staatsminister im Auswärtigen Amt ist schon jetzt alles gut gegangen, wenn auch knapp.

Volmer sicherte sich am Wochenende einen der aussichtsreichen vorderen Listenplätze für die Bundestagswahl. Ob Volmer das schaffen würde, war die spannendste Frage auf dem Parteitag der NRW-Grünen in der Dortmunder Westfalenhalle.

Vor vier Jahren landete Volmer noch unangefochten auf Platz zwei und war damit, wie es die Grünen zu nennen pflegen, "männlicher Spitzenkandidat". Doch der einstige Frontmann des linken Flügels gilt inzwischen als "Fischermens Friend" - aus dem Friedensbewegten ist ein Unterstützer deutscher Kriegseinsätze im Ausland geworden. Das verübeln ihm viele seiner früheren Weggenossen. Außerdem habe er sich nie vor Ort blicken lassen, murrte die Basis. "Das Stimmungsbild zeigt mir, dass es schwer für ihn wird", bemerkte Bärbel Höhn, die starke Frau der NRW-Grünen, im Vorfeld des Parteitags.

Und es wurde tatsächlich eine Zitterpartie: Bei Volmers Kandidatur um Platz zwei ging der 49-Jährige erst mal unter. Reinhard Loske, der umweltpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, machte das Rennen. Erst im dritten Wahlgang schaffte es Volmer dann auf Platz sechs.

Einfacher hatte es ausgerechnet eine Gegenspielerin Volmers in der Bundestagsfraktion: Irmingard Schewe-Gerigk. Die 53-Jährige gehörte zu den acht Afghanistan-"Abweichlern" im November. Sie war auch eine der vier Abgeordneten, die gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg stimmten. Schewe-Gerigk kam gleich im ersten Wahlgang auf Platz fünf. Nach dem Scheitern Christian Ströbeles in Berlin und dem freiwilligen Rückzug von Annelie Buntenbach und Christian Simmert in NRW ist Schewe-Gerigk somit die einzige der vier grünen Parlamentsgegner des Jugoslawien-Einsatzes, die mit ihrem Wiedereinzug in den Bundestag rechnen kann.

Doch richtige Freude wollte beim linken Flügel der NRW-Grünen nicht aufkommen. Er hatte drei bekennende Kriegsgegner auf den aussichtsreichen Plätzen eins bis zehn gefordert. Der Dortmunder Markus Kurth und der Bonner Jens Kendzia landeten nur abgeschlagen auf den Plätzen 12 und 14.

Angeführt wird die Liste von Bundestagsfraktionschefin Kerstin Müller, die 78 Prozent der Stimmen erhielt. Müller erklärte in Dortmund, sie habe auch gegen eine Koalition unter Einschluss der PDS nach der Wahl "persönlich nichts einzuwenden". Das Wichtigste sei, den sozial-ökologischen Reformkurs in Deutschland fortzusetzen.


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