Jamal Karsli, harter
Israel-Kritiker, verließ die Grünen und will in die FDP. Die aber möchte
ihn nicht haben.
Nein, auf dem
FDP-Parteitag war Jamal Karsli nicht. Auch wenn er gerne bei der
Jubelfeier seiner neuen Wunschpartei vorbeigeschaut hätte. Doch Guido
Westerwelle soll sich persönlich darum gekümmert haben, dass ihm ein
Auftritt Karslis in Mannheim erspart geblieben ist. Noch keinen Monat
ist es her, dass der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete
seinen Übertritt von den Grünen zur FDP bekannt gab, und schon ist
er Persona non grata.
Dabei hatte Karsli
eigentlich gehofft, dass die FDP stolz auf ihren Neuzugang sein würde.
Denn immerhin ist der gebürtige Syrer, etwas Einmaliges in der
parlamentarischen Landschaft: Er ist der einzige deutsche Abgeordnete,
der aus einem arabischen Land stammt. So sah sich der Dolmetscher und
diplomierte Raumplaner, der seit 1980 in der Bundesrepublik lebt und
seit 1985 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, stets als Mittler
zwischen Deutschland und der arabischen Welt. Eine "Brücke
zwischen den Kulturen" wollte er bauen und Vorurteile beseitigen.
Doch er ist gescheitert - an sich und den Verhältnissen.
Erste Spekulationen über
einen möglichen Austritt Karslis aus den Grünen gab es bereits im
Herbst vergangenen Jahres. Während er beim Jugoslawienkrieg noch fest
an der Seite Joschka Fischers stand, protestierte er nun vehement
gegen den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan.
Schon damals trat
Karsli - von den Grünen unbeachtet - gemeinsam mit Jürgen W. Möllemann
zum Thema Nahost auf, beispielsweise auf dem Herbsttreffen des Vereins
Arabischer Ärzte am 18. November in Bochum.
Der Entfremdungsprozess
zur grünen Partei, für die der Muslim erstmals 1995 in den Landtag
einzog, beschleunigte sich mit der zunehmenden Gewalt im Nahen Osten.
Denn vor dem Hintergrund des Nahostkonflikts schaffte es Karsli immer
weniger, sich ein Verständnis für die Universalität der
Menschenrechte zu bewahren. Er maß mit zweierlei Maß.
Karsli schwieg zu den
arabischen Despotien im Nahen Osten, ließ sich sogar von Saddam
Hussein zu einem "Solidaritätsflug" nach Bagdad einladen
und attackierte dafür immer unversöhnlicher Israel. So verkündete
er bereits Mitte Dezember 2001: "Israelischer Staatsterror lässt
alle Masken fallen." Und immer wieder griff er zu Vergleichen mit
Nazideutschland. Israels Politik setzte "auf Terror und Gewalt
zur Vernichtung der Palästinenser" und hielte "jedem
Vergleich mit anderen Terrorregimen der jüngeren Geschichte
stand", erklärte Karsli am 16. Februar in Bonn.
Die grüne
Landtagsfraktion schwieg zu den antisemitischen Entgleisungen ihres
migrationspolitischen Sprechers. Den klaren Schnitt machte er dann
selber - und nun hat die FDP das Problem. Am Mittwoch will die
Recklinghäuser FDP über die Aufnahme Karslis in die Partei
entscheiden.
Nach seinen
Halluzinationen über eine allmächtige "zionistische Lobby"
in der rechtsextremen Jungen Freiheit und den heftigen
Protesten auch aus den eigenen Reihen, sieht es ganz danach aus, als würde
der FDP-Kreisvorstand ebenfalls dankend ablehnen. In der
FDP-Landtagsfraktion wird Karsli als dann Parteiloser wohl aber
bleiben können - das ist Möllemann seinem Freund schuldig.
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