28.05.2002

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*   Grüne nennen Westerwelle eine Glatze
Von Jens König und Pascal Beucker

Scharfe Angriffe der Grünen auf die FDP. Israels Premier Scharon kritisiert Antisemitismus. Haider gratuliert Möllemann.

Die Grünen haben im Gegensatz zur SPD jede Zurückhaltung in der Kritik an der FDP aufgegeben. Äußerungen von FDP-Chef Guido Westerwelle und dessen Stellvertreter Jürgen Möllemann bezeichnete Außenminister Joschka Fischer als "Abschied der FDP vom Liberalismus". Der Partei sei "das übelste Gebräu nicht zu schade", um ihre 18 Prozent zu erreichen.

Grünen-Chefin Claudia Roth warf Westerwelle vor, seine Narrenkappe sei eine Tarnkappe gewesen. "Was jetzt zum Vorschein kommt, ist eine Glatze." Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) warnte die FDP davor, durch ihren Antisemitismus-Streit das internationale Ansehen Deutschlands zu beschädigen. Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber forderte Westerwelle auf, für klare Verhältnisse zu sorgen. "Das Spielen mit dem Feuer des Antisemitismus aus wahltaktischen Gründen ist zutiefst verantwortungslos", schrieb er für die FAZ.

Auch der Besuch Westerwelles in Israel stand im Schatten der Auseinandersetzungen innerhalb der FDP. Israels Premier Ariel Scharon verurteilte vor einem Gespräch mit dem FDP-Chef den wachsenden Antisemitismus in Deutschland und Europa scharf: "Wir machen uns große Sorgen." Er hoffe, dass in Deutschland bald wieder "ein anderer Wind wehen" werde. Der israelische Oppositionsführer Jossi Sarid hat ein Treffen mit Westerwelle abgesagt. Als Grund nannte er die "nationalistischen und antisemitischen Äußerungen der FDP".

Unverhoffte Unterstützung bekommt Möllemann vom österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider. Er finde es "beachtlich, wenn ein langjähriger Funktionär der FDP, die zu den zähesten Verteidigern des System gehört hat und nur Mehrheitsbeschaffer war, nunmehr anerkennt, dass die Emanzipation der Demokraten notwendig ist", sagte Haider dem Tagesspiegel. "Dafür ist ihm zu gratulieren." Wahlkampfhilfe bekommt die FDP auch von der rechtsextremistischen "Bürgerbewegung pro Köln". Sie ruft nach Informationen der taz zur Wahl der Liberalen auf.


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