07.06.2002

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taz

*   Um Kopf und Kragen geredet
Von Pascal Beucker

Jamal Karslis Karriere ist beendet.

Stumm sitzt Jamal Karsli in der letzten Reihe des Landtags. Vorne hat gerade Jürgen W. Möllemann begonnen, einen Brief des Ex-Grünen zu verlesen. Der habe ihn "gestern Abend um 18 Uhr" erreicht, sagt der FDP-Fraktionschef. Karsli verzieht keine Miene. Eine kuriose Situation, denn noch kurz vor Beginn der Landtagsdebatte hatte der 45-Jährige erklärt, er wisse nicht, ob er noch ewig oder nur noch eine Stunde Mitglied der FDP-Fraktion sei. Dies werde nicht zuletzt von der Debatte über Antisemitismus am Donnerstag im Landtag abhängen. Wusste Karsli da noch nichts von seinem angeblich am Vortag abgeschickten Brief an Möllemann?

Um Kopf und Kragen gerdet hat er sich mit seinen antiisraelischen und antisemitischen Äußerungen - immer in der Hoffnung, sein Freund Möllemann werde ihm auf Biegen und Brechen die Stange halten. Doch auch der konnte ihm letztendlich nicht mehr helfen. Dazu hat der gebürtige Syrer auch noch selber beigetragen: Anstatt einfach mal ein paar Wochen nichts zu tun, lieferte er am Mittwoch mit der Weiterleitung einer E-Mail Parteichef Westerwelle einen willkommenen Anlass, um zum Befreiungsschlag gegen seinen Vize Möllemann ansetzen zu können. Jetzt ist seine politische Karriere in der Bundesrepublik beendet - auch wenn er seine Zeit bis zum Ende der Legislaturperiode noch im Landtag absitzen wird.


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