20.07.2002

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taz

*   Die Korrumpels vom Rhein
Von Pascal Beucker und Frank Überall

Der Kölner Müllskandal weitet sich auf das Rheinland aus. In Düsseldorf wurde Kurt Schneider (SPD) vorläufig festgenommen. In Bonn wurde gestern das CDU-Stadtratsmitglied Karl-Heinz Meys dem Haftrichter vorgeführt.

Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre, als Fortuna Düsseldorf noch in der Bundesliga spielte, war Kurt Schneider der strahlende Präsident des traditionsreichen Fußballklubs. Heute spielt Fortuna in der Oberliga und auch der Stern Schneiders ist tief gesunken. Dieser Tage bekam der 75-Jährige Besuch von der Kriminalpolizei. Sie beschlagnahmte Akten, nahm ihn vorläufig fest. Denn Schneider kümmerte sich nicht nur um Fußball. Dreißig Jahre saß er für die SPD im Stadtrat der Landeshauptstadt. Sein Spezialgebiet: der Müll. Nun steht er unter Verdacht, in die Machenschaften des Exentsorgungsunternehmers Trienekens verwickelt zu sein.

Die Kölner Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt bestätigte nur, es werde wegen Steuerdelikten ermittelt. Aus Justizkreisen erfuhr die taz indes, dass der Verdacht gegen Schneider sich auf Aussagen im Kölner Müllskandal stützt. Schneider soll als "Berater" von Trienekens mehr als zwei Millionen Mark kassiert haben - cash, ohne Vertrag. Mehrfach sei er in die Schweiz gefahren, um für den Müllmogul Finanztransaktionen durchzuführen. Nun wird geprüft, ob Bestechung im Spiel war.

Nach ihrer Untersuchungshaft sind die Schlüsselfiguren im Kölner Müllskandal redselig geworden. Die Staatsanwälte bekommen so zum ersten Mal Einblick in die Strukturen der Müllmafia. Nur Karl Wienand schweigt beharrlich. Dass das ganze Verfahren nicht auf die Domstadt beschränkt bleibt, wird nun zur Gewissheit. Stück für Stück werden die Ermittlungsergebnisse jetzt abgearbeitet. In Sankt Augustin bei Bonn erwischte es CDU-Stadtratsmitglied Karl-Heinz Meys. D er 62-Jährige wurde gestern dem Haftrichter vorgeführt. Meys, Ortsvorsteher von Niederpleis und stellvertretender Bürgermeister Sankt Augustins, ist seit Mitte der 80er-Jahre Geschäftsführer der kreiseigenen Rhein-Sieg Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH (RSAG). Nun steht er unter Korruptionsverdacht.

"Wir sind im Rahmen des Kölner Verfahrens auf Meys gekommen", bestätigte der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel. Zu Details wollte er sich nicht äußern. Meys soll aber über Umwege in der Schweiz Geld und "andere Zuwendungen" von Trienekens erhalten haben. Die Rede ist von einer halben Million Euro, die möglicherweise über die Schweizer Briefkastenfirma Stenna an Meys geflossen sind.


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