22.07.2002

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taz

*   Müll rund um Köln
Von Pascal Beucker und Frank Überall

CDU-Mann aus Sankt Augustin soll Provisionen von Müllmann Trienekens kassiert haben. Düsseldorfer SPDler als Geldbote verdächtig.

Der Kölner Müllskandal sorgt nun auch im rheinischen Umland für Wirbel. Morgen trifft sich der Aufsichtsrat der Rhein-Sieg Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH (RSAG) in Siegburg bei Bonn zur Krisensitzung. Der Grund: die Verhaftung des RSAG-Geschäftsführers Karl-Heinz Meys. Er steht unter dem Verdacht der Bestechlichkeit.

Nach der Vernehmung ordnete der Haftrichter am Freitag wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr die Unterbringung des CDU-Politikers in der Haftanstalt Rheinbach an. Die Festnahme Meys sei "ein Abfallprodukt der Ermittlungen in der Kölner Müllaffäre", so der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel.

Weit über eine halbe Million Euro soll Meys über den Umweg der Schweizer Briefkastenfirma Stenna als "Provision" von dem Viersener Müllmogul Hellmut Trienekens kassiert haben. Laut Angaben der Bonner Staatsanwaltschaft hat der CDU-Ratsherr und Vizebürgermeister Sankt Augustins die Existenz eines Auslandskonto zugegeben, auf dem ein "großer Geldbetrag" liege. Die Trienekens-Gruppe unterhält 13 Geschäftsverträge mit der RSAG, die seit 1983 den kompletten Abfall der 19 Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises entsorgt.

Als Geldbote für Trienekens, der für die als Bankbürgschaft hinterlegte Rekordkaution von 100 Millionen Euro unter strengen Auflagen am Freitag aus der U-Haft entlassen wurde, soll der langjährige Düsseldorfer SPD-Ratsherr Kurt Schneider fungiert haben. Auch gegen ihn ermittelt der Staatsanwalt. Laut Kölner Stadt-Anzeiger soll der "rote Kurti" auch im Fall von Meys der Überbringer gewesen sein. Bisher hat der Expräsident des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf allerdings nur eingeräumt, Trienekens "in den letzten fünf bis sieben Jahren beraten" zu haben und als "Freundschaftsdienst" sechsmal jeweils knapp eine Million Mark Bargeld im Koffer von Zürich nach Düsseldorf gebracht zu haben. Er habe allerdings "keine Ahnung, wohin die Gelder gegangen sind".

Zur Zeit werden in Köln die umfangreichen Aussagen ausgewertet, die Trienekens vor seiner Freilassung gemacht hat. Aus Justizkreisen heißt es, da hätten noch einige rheinische Korrumpels allen Grund zu zittern.


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