Kölns Baudezernent
Béla Dören hat keine einfache Position. Der SPD-Mann sieht sich als
"linker Verteidiger" in der CDU-geführten Stadtspitze. Im
Gespräch mit der taz köln beschreibt er seine Vorstellung von
Stadtentwicklung und gibt Einblicke in die Arbeit eines Dezernenten, der
nicht immer das uneingeschränkte Vertrauen der Ratsmehrheit hat.
Ob er nicht in den
vergangenen Monaten öfter mal Lust verspürt hätte, einfach alles
hinzuschmeißen? Béla Dören überlegt nur kurz. Und seine Antwort
klingt beinahe trotzig: "Natürlich fühle ich mich wohl in Köln,
sonst wäre ich ja nicht mehr da", sagt der 51-Jährige. Man müsse
auch schwierige Situationen aushalten können. Denn schließlich sei
"es ist wichtig, dass auch jemand Kurs hält gegen populistische
Strömungen."
Seine Zeit in Köln dürfte
sich der Sozialdemokrat angenehmer vorgestellt haben, als er 1997 von
Chemnitz an den Rhein kam. Damals war die Welt der Genossen in der
Domstadt noch in Ordnung. Doch dann kam der Machtwechsel. Seitdem führt
er, wie er in Fußballdeutsch sagt, das Leben eines "linken
Verteidigers" in der CDU-geführten Stadtspitze, der nicht immer
das uneingeschränkte Vertrauen der Ratsmehrheit hat.
In die Schlagzeilen ist
Dören zuletzt vor allem mit der unseligen Bau-Ruine von "Peek
& Cloppenburg" geraten, deren Fortgang im juristischen Hickhack
stockt. Der christdemokratische Oberbürgermeister Fritz Schramma hat
die Verhandlungen an sich gezogen, nachdem der Baudezernent öffentlich
erklärt hatte, dass der halb fertige Bau so nicht mehr lange stehen
bleiben könnte. "Seine Intervention ist legitim2, nickt Dören und
will sie nicht weiter kommentieren. Allerdings ist ihm anzusehen, dass
er von dieser Entscheidung nicht gerade begeistert ist. Auch die Frage,
ob ein Anruf vom Investor den Sinneswandel des Verwaltungschefs
beeinflusst haben mag, will er nicht beantworten. Er hofft auf einen
Kompromiss, egal wie er zustande komme.
Der Mann glaubt an
sich. Und er will seine Ziele und Visionen auch gegen Kritik
durchsetzen. Das sieht man bei seinem leidenschaftlichen Einsatz im
dauerhaften Streitprojekt Rheinauhafen. Vehement wehrt er sich gegen den
in der taz köln erhobenen Vorwurf, hier keine Phantasie und Kreativität
gezeigt zu haben. An Investoren könne eben nicht komplett vorbei
geplant werden. Leidenschaftlich plädiert Dören gegen eine zentrale
Museums-Landschaft, zum Beispiel als Insel im Rheinauhafen. Dass es die
Halle Kalk oder das Palladium in Mülheim gebe, sorge dafür, dass eine
Auseinandersetzung mit diesen Stadtteilen stattfinde und die dortigen
Gesellschaftsschichten nicht isoliert würden. Das fördere den sozialen
Frieden mehr als eine kulturelle Ballung in der Innenstadt.
Angesprochen auf
gestalterische Schandflecke dieser Stadt, zeigt sich bei Dören ein
Anflug von Resignation. Über die Bitumen-Rampe, die direkt vor dem Kölner
Dom gegossen wurde, kann sich der oberste Bauaufseher kaum aufregen. Ihn
ärgert viel mehr, dass der Bethlehem-Markt, für den die Rampe aufgeschüttet
wurde, überhaupt auf dem Wallrafplatz errichtet werden durfte. Sein
ursprüngliches Nutzungskonzept für die Plätze wurde später von einem
anderen Dezernat bearbeitet, seine Planungen für die Domumgebung auch.
Der gelernte Kölsche nimmt es mit einer gehörigen Portion Ironie:
"Diese Stadt hat die Domplatte zuwege gebracht, da regen Sie sich
über so eine kleine Rampe auf? Für die Tiefgarage wurde damals sogar
der gesamte Domhügel geschliffen...." So etwas künftig zu
verhindern, sei fast genauso gut wie andere Dinge zu befördern.
Obwohl er manchmal
ausgebremst wird, sieht der Baudezernent noch Platz für Kreativität.
Der Mann, der sich selbst als "im Moment nicht gerade stromlinienförmig"
bezeichnet, will aber gewisse Grenzen nicht überschritten wissen:
"Ich werde meinen Vertrag bis 2004 erfüllen, aber nur wenn ich
mich nicht verbiegen muss."
Die Rahmenbedingungen
dafür sind nicht immer die einfachsten. Wirtschaftliche Aspekte seien
in der Stadtplanung wichtiger als noch vor zehn Jahren. Der politische
Stil sei in Köln nahezu "schizophren": Auf der einen Seite
hochwertige Architekten-Diskussionen "auf Wolke sieben", auf
der anderen die Politik, die sich darum kaum schert: "Ich glaube,
dass sich viel ändern würde, wenn Architekten, Stadtplaner, Soziologen
oder Journalisten tatsächlich die Mühsal, in politischen Gremien
mitzuarbeiten, auf sich nähmen und politische Gremien sich mehr öffnen
würden."
Kritisch sieht Dören
den Plan, den Erlös der GAG-Aktien für städtebauliche Investitionen
zu nutzen. Das Geld werde eher zur Haushaltskonsolidierung gebraucht.
Mit dieser Aussage aber macht er sich bei der schwarz-gelben
Rathausmehrheit wieder einmal wenig Freunde. Was das bedeuten kann, hat
er gesehen, als von interessierter Seite Gerüchte über angeblich
falsch abgerechnete Dienstreisen bei der Justiz lanciert wurden:
"Diese Versuche des Wegmobbens waren sehr weit reichend und haben
bisher nicht zum Erfolg geführt. Aber ich muss gestehen, dass ich davon
nicht unberührt geblieben bin. Die staatsanwaltschaftlichen
Ermittlungen empfinde ich nach wie vor als äußerst bedrückend."
Politische Auseinandersetzungen schätze er, sagt Dören. Aber er fügt
hinzu, dass ein solcher Angriff auf die persönliche Integrität kränke.
Auf die Frage, ob er denn Angst vor einer mögliche Anklage habe, wird
er energisch: "Da fürchte ich gar nichts. Wie das beendet wird,
liegt in der Hand der Staatsanwaltschaft. Danach wird dann aber auch
nicht einfach ein Schlussstrich gezogen."
|