21.02.2002

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   Der ungeliebte Dezernent
Von Pascal Beucker, Cord Machens und Frank Überall

Kölns Baudezernent Béla Dören hat keine einfache Position. Der SPD-Mann sieht sich als "linker Verteidiger" in der CDU-geführten Stadtspitze. Im Gespräch mit der taz köln beschreibt er seine Vorstellung von Stadtentwicklung und gibt Einblicke in die Arbeit eines Dezernenten, der nicht immer das uneingeschränkte Vertrauen der Ratsmehrheit hat.

Bela DörenOb er nicht in den vergangenen Monaten öfter mal Lust verspürt hätte, einfach alles hinzuschmeißen? Béla Dören überlegt nur kurz. Und seine Antwort klingt beinahe trotzig: "Natürlich fühle ich mich wohl in Köln, sonst wäre ich ja nicht mehr da", sagt der 51-Jährige. Man müsse auch schwierige Situationen aushalten können. Denn schließlich sei "es ist wichtig, dass auch jemand Kurs hält gegen populistische Strömungen."

Seine Zeit in Köln dürfte sich der Sozialdemokrat angenehmer vorgestellt haben, als er 1997 von Chemnitz an den Rhein kam. Damals war die Welt der Genossen in der Domstadt noch in Ordnung. Doch dann kam der Machtwechsel. Seitdem führt er, wie er in Fußballdeutsch sagt, das Leben eines "linken Verteidigers" in der CDU-geführten Stadtspitze, der nicht immer das uneingeschränkte Vertrauen der Ratsmehrheit hat.

In die Schlagzeilen ist Dören zuletzt vor allem mit der unseligen Bau-Ruine von "Peek & Cloppenburg" geraten, deren Fortgang im juristischen Hickhack stockt. Der christdemokratische Oberbürgermeister Fritz Schramma hat die Verhandlungen an sich gezogen, nachdem der Baudezernent öffentlich erklärt hatte, dass der halb fertige Bau so nicht mehr lange stehen bleiben könnte. "Seine Intervention ist legitim2, nickt Dören und will sie nicht weiter kommentieren. Allerdings ist ihm anzusehen, dass er von dieser Entscheidung nicht gerade begeistert ist. Auch die Frage, ob ein Anruf vom Investor den Sinneswandel des Verwaltungschefs beeinflusst haben mag, will er nicht beantworten. Er hofft auf einen Kompromiss, egal wie er zustande komme.

Der Mann glaubt an sich. Und er will seine Ziele und Visionen auch gegen Kritik durchsetzen. Das sieht man bei seinem leidenschaftlichen Einsatz im dauerhaften Streitprojekt Rheinauhafen. Vehement wehrt er sich gegen den in der taz köln erhobenen Vorwurf, hier keine Phantasie und Kreativität gezeigt zu haben. An Investoren könne eben nicht komplett vorbei geplant werden. Leidenschaftlich plädiert Dören gegen eine zentrale Museums-Landschaft, zum Beispiel als Insel im Rheinauhafen. Dass es die Halle Kalk oder das Palladium in Mülheim gebe, sorge dafür, dass eine Auseinandersetzung mit diesen Stadtteilen stattfinde und die dortigen Gesellschaftsschichten nicht isoliert würden. Das fördere den sozialen Frieden mehr als eine kulturelle Ballung in der Innenstadt.

Angesprochen auf gestalterische Schandflecke dieser Stadt, zeigt sich bei Dören ein Anflug von Resignation. Über die Bitumen-Rampe, die direkt vor dem Kölner Dom gegossen wurde, kann sich der oberste Bauaufseher kaum aufregen. Ihn ärgert viel mehr, dass der Bethlehem-Markt, für den die Rampe aufgeschüttet wurde, überhaupt auf dem Wallrafplatz errichtet werden durfte. Sein ursprüngliches Nutzungskonzept für die Plätze wurde später von einem anderen Dezernat bearbeitet, seine Planungen für die Domumgebung auch. Der gelernte Kölsche nimmt es mit einer gehörigen Portion Ironie: "Diese Stadt hat die Domplatte zuwege gebracht, da regen Sie sich über so eine kleine Rampe auf? Für die Tiefgarage wurde damals sogar der gesamte Domhügel geschliffen...." So etwas künftig zu verhindern, sei fast genauso gut wie andere Dinge zu befördern.

Obwohl er manchmal ausgebremst wird, sieht der Baudezernent noch Platz für Kreativität. Der Mann, der sich selbst als "im Moment nicht gerade stromlinienförmig" bezeichnet, will aber gewisse Grenzen nicht überschritten wissen: "Ich werde meinen Vertrag bis 2004 erfüllen, aber nur wenn ich mich nicht verbiegen muss."

Die Rahmenbedingungen dafür sind nicht immer die einfachsten. Wirtschaftliche Aspekte seien in der Stadtplanung wichtiger als noch vor zehn Jahren. Der politische Stil sei in Köln nahezu "schizophren": Auf der einen Seite hochwertige Architekten-Diskussionen "auf Wolke sieben", auf der anderen die Politik, die sich darum kaum schert: "Ich glaube, dass sich viel ändern würde, wenn Architekten, Stadtplaner, Soziologen oder Journalisten tatsächlich die Mühsal, in politischen Gremien mitzuarbeiten, auf sich nähmen und politische Gremien sich mehr öffnen würden."

Kritisch sieht Dören den Plan, den Erlös der GAG-Aktien für städtebauliche Investitionen zu nutzen. Das Geld werde eher zur Haushaltskonsolidierung gebraucht. Mit dieser Aussage aber macht er sich bei der schwarz-gelben Rathausmehrheit wieder einmal wenig Freunde. Was das bedeuten kann, hat er gesehen, als von interessierter Seite Gerüchte über angeblich falsch abgerechnete Dienstreisen bei der Justiz lanciert wurden: "Diese Versuche des Wegmobbens waren sehr weit reichend und haben bisher nicht zum Erfolg geführt. Aber ich muss gestehen, dass ich davon nicht unberührt geblieben bin. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen empfinde ich nach wie vor als äußerst bedrückend." Politische Auseinandersetzungen schätze er, sagt Dören. Aber er fügt hinzu, dass ein solcher Angriff auf die persönliche Integrität kränke. Auf die Frage, ob er denn Angst vor einer mögliche Anklage habe, wird er energisch: "Da fürchte ich gar nichts. Wie das beendet wird, liegt in der Hand der Staatsanwaltschaft. Danach wird dann aber auch nicht einfach ein Schlussstrich gezogen."


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