07.03.2002

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*   KOMMENTAR: Gebremster Aufklärungseifer
Von Pascal Beucker

Was macht eigentlich Klaus Heugel? Kennen Sie den noch? Den Oberbürgermeisterkandidaten, der über illegale Aktieninsidergeschäfte stolperte, und dem die Sozialdemokraten verdanken, von der Macht in der Domstadt verdrängt worden zu sein. Denjenigen, dessen Landtagsmandat Norbert Rüther übernahm und der auch sein Vorgänger als Ratsfraktionsvorsitzender war?

In der Kölner SPD kennt ihren einstigen Frontmann heute niemand mehr. Keiner hat bis heute bei dem alten Genossen angerufen. Sie hätte schließlich alle Hände voll zu tun, um Licht in die Spendenaffäre zu bekommen, erklärt die Parteispitze. Da hätte sie für so etwas keine Zeit. Schon die Frage danach sorgt für verdutzte Blicke.

Wie könnte es auch anders sein? Denn bisher hält sich der Aufklärungseifer der selbsternannten "gnadenlosen Aufklärer" ausgerechnet bei zwei Fragen auffällig in Grenzen: Von wem stammt die Spende tatsächlich? Und: Was bekam der Spender dafür von der SPD? Rüther allein wisse, wer der großzügige Gönner war, der der Kölner SPD-Kasse in den 90-er Jahren den warmen, aber leider illegalen Geldregen beschert hat. Heißt es. Niemand will von seinen illegalen Machenschaften gewusst haben. Doch Rüther war damals nur Fraktionsgeschäftsführer, der starke Mann war Klaus Heugel. Er war der Strippenzieher, er bestimmte die Politik der Fraktion und damit der Stadt. Und an ihm vorbei soll sein Ziehsohn mindestens 511.000 Mark heimlich angenommen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Parteikasse geschleust haben? Auch wenn nach bisheriger parteioffizieller Lesart Norbert Rüther als der alleinige Bösewicht erscheint - glaubwürdig ist diese Darstellung nicht.

Aber sie ist bequem. Denn ansonsten müsste sich die Partei damit beschäftigen, auf welcher Grundlage ihre Fraktion in den vergangenen Jahren bestimmte Beschlüsse im Rat durchgesetzt hat. Waren die Ratsmitglieder beispielsweise tatsächlich nur Überzeugungstäter, als sie ihre unverständlichen Entscheidungen für die umstrittene Müllverbrennungsanlage in Köln-Niehl fällten? Kein Wunder, dass die Genossen Aufklärer nicht wissen wollen, was Klaus Heugel macht.


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