Martin Dörmann
hat den Spendenskandal seiner Partei weitgehend abgehakt, glaubt wieder
an das Direktmandat in den Bundestag und ist inzwischen von Rot-Grün überzeugt.
Martin Dörmann
kommt eine Viertelstunde zu
spät. Nein, nicht ein Wahlkampftermin habe ihn aufgehalten, sondern ein
Mandant, entschuldigt er sich. Denn Dörmann ist Rechtsanwalt mit dem
Schwerpunkt Arbeitsrecht – und bis zum Wochenende praktiziert er trotz
Wahlkampfs seinen Beruf auch noch. Nach dem 22. September wird das jedoch
wohl erst mal vorbei sein.
Zweifel?
Martin Dörmann hat keine, fast keine. Die Wahrscheinlichkeit, dass er
das Direktmandat im Wahlkreis Porz, Kalk, Deutz und nördliche Innenstadt
holt, läge „gefühlsmäßig“ bei 99 Prozent, sagt der 40-Jährige
und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Ja, sogar in Köln können
Sozialdemokraten wieder lachen.
Vor ein
paar Monaten war das noch anders. Dörmanns Miene verfinstert sich, als
die Sprache auf „diese Geschichte, die wir dieses Jahr hatten“,
kommt: den Spendenskandal. Was in jenen Tagen im März ans Licht kam, hätte
auch für ihn persönlich ein Debakel werden können: Auf der
SPD-Landesliste auf einem aussichtslosen Platz, ist das Direktmandat
seine einzige Chance, in den Bundestag einzuziehen. Die sah Dörmann
damals schon schwinden –
ohne, dass er sich etwas zu Schulden hätte kommen lassen. Nein, ans
Aufgeben habe er trotzdem nie gedacht: „Man muss auch Tiefen
wegstecken.“
Viel
Zeit zum Grübeln blieb ihm ohnehin nicht. Eine Krisensitzung jagte
seinerzeit die andere, und als stellvertretender Vorsitzender der Kölner
SPD war er immer dabei. „Das lief für mich wie in einem Film“, so Dörmann
heute. Sehr schnell sei er sich mit Parteichef Jochen Ott und dem
heutigen Fraktionsvorsitzenden Martin Börschel einig gewesen: „Vom
ersten Tag alles offen legen – das war die einzige Möglichkeit, die
wir hatten.“ Und sie hätten gewusst: Die Kölner SPD braucht einen
Neuanfang – jenseits der alten Flügel und alten Seilschaften.
Inzwischen
hat Dörmann, der im rechten Flügel groß wurde, den Spendenskandal
weitgehend abgehakt. An den Infoständen sei er darauf „kein einziges
Mal negativ angesprochen worden“. Die Menschen könnten einfach
zwischen Kommunal- und Bundespolitik unterscheiden: „Die wissen, dass
es jetzt um die Alternative Schröder oder Stoiber geht.“ Und ihm gehe
es auch, so fügt er hinzu, um Rot-Grün. „Das ist für mich das
Wunschergebnis.“ Früher habe er sich „auch Rot-Gelb vorstellen können“,
gibt er zu. Doch die Grünen hätten ihn in der Koalition überzeugt.
„Das hat gut harmoniert und ich will, dass das bleibt.“
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