Trotz
FDP-Ultimatum wird Jürgen W. Möllemann heute nicht seine geheimen Gönner
nennen.
Heute
um 12 Uhr läuft das Ultimatum ab, das die FDP Jürgen W. Möllemann
gesetzt hat. Doch insgeheim sind sich die Spitzen der Ex-Spaßpartei
unsicher: Wollen sie wirklich die Hintergründe und die realen Spender
jener rund 840.000 Euro auf seinem „Wahlkampfsonderkonto“ offenbart
bekommen? Oder wäre es nicht besser, ihre Ex-Stimmungskanone behielte
sein Geheimnis für sich?
Denn während
der gefallene FDP-Star in kurzen Hosen und auf Adiletten in Gran Canaria
die Sonne genießt, wächst in der FDP-Landeszentrale im verregneten Düsseldorf
die Angst vor unangenehmen Enthüllungen: Gab es noch weitere
„Zuwendungen“ aus dunklen Kanälen – möglicherweise seit Jahren?
Und was ist mit Mitwissern? Hat Möllemann vielleicht nur leicht
variiert ein Akquirierungsmodell fortgeführt, mit dem bis in die frühen
achtziger Jahre der NRW-Landesverband illegale Spenden in die
Parteikasse schleuste und bei der auch seinerzeit schon Spendernamen
erfunden wurden, um die Geldflüsse zu verschleiern? Damals reichten die
Schwarzgeldlinien von der Schweiz bis nach Miami. Reichen sie heute von
Tripolis bis nach Abu Dhabi?
Noch
gibt es nicht mehr als Spekulationen und Gerüchte. So berichtet Hans
Leyendecker in der Süddeutschen Zeitung von einer Quelle, „die
sich in anderen Fällen als verlässlich erwies“ und die behauptet,
die Gesamtsumme sei im September aus Tripolis überwiesen und dann gestückelt
worden.
Auch
wenn diese Möglichkeit abenteuerlich klingt, denkbar ist sie schon.
Immerhin unterhält Möllemann seit längerem gute Kontakte nach Libyen.
So führte er als Chef der Deutsch-Arabischen Gesellschaft
beispielsweise Mitte Januar 2000 – vier Monate vor der Landtagswahl
– eine Delegation von 50 deutschen Firmenvertretern in das
nordafrikanische Land. Zudem hat sich Muammar al-Gaddafi auch schon in
früheren Jahren um die Pflege der politischen Landschaft im
deutschsprachigen Raum verdient gemacht: So sponserte der libysche
Staatschef Anfang der 80-er Jahre in Österreich verdeckt die grün-alternative
Zeitung MOZ. In jüngster Vergangenheit sorgten seine engen geschäftlichen
Kontakte zum FPÖ-Frontmann Jörg Haider für Schlagzeilen.
Die BILD-Zeitung
will hingegen aus „westlichen Geheimdienstkreisen“ erfahren haben,
dass Möllemann in letzter Zeit ein eher schlechtes Verhältnis zu
Gaddafi gehabt habe. Wahrscheinlicher sei daher, dass das Geld aus
Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten stamme.
Oder
vielleicht von Saddam Hussein? In diese Richtung mutmaßt der Spiegel.
So habe sich Mitte April ein Palästinenser mit deutschem Pass in der
Berliner FDP-Zentrale gemeldet, um Spenden anzubieten. Von dort soll er
an die NRW-Liberalen verwiesen worden sein. Der Mann unterstütze seit
einigen Monaten die irakische Botschaft bei ihrer Pressearbeit, so der Spiegel.
Allerdings bestreite er, der FDP oder Möllemann „auch nur einen
Cent“ gespendet zu haben.
Unerschütterliche
Möllemannianer hoffen indes immer noch, dass sich das „Jürgen Möllemann
w Wahlkampf“-Konto bei der Düsseldorfer Lampe Bank vielleicht doch
aus etwas weniger exotischen Quellen speiste: aus dem Privatvermögen Möllemanns.
Doch warum wurde dann das Konto mit über 140 Bareinzahlungen gefüllt,
deren Einzahlernamen augenscheinlich fingiert waren? Seine
„Wahlkampfbeihilfen“ in Höhe von jeweils rund 5.000 Euro an zwei
FDP-Bundestagskandidaten aus dem Münsterland wurden schließlich auch
nicht bar übergeben, sondern „ordentlich“ von einem Konto Möllemanns
überwiesen.
Wahrscheinlicher
klingt da schon die Variante, dass dem FDP-Tausendsassa mal wieder ein
guter Freund ausgeholfen hat: Rolf Wegener. Der zwielichtige
millionenschwere Geschäftsmann, der sich auch im Rüstungsgeschäft
blendend auskennt, ist mit Möllemann seit Jahren eng geschäftlich
verbunden und half der chronisch klammen NRW-FDP schon einmal, 1996, über
seine Düsseldorfer „Vermögens- und Verwaltungsgesellschaft Delphi“
mit einer 300.000 Mark-Spende aus. In einem Gebäude der Delphi
residiert auch bis heute Möllemanns dubiose Düsseldorfer Firma WebTec,
von deren offenbar ungedecktem Konto zunächst die Post erfolglos
versucht hatte, ihre Versandgebühren für das Anti-Friedman-Flugblatt
abzubuchen.
Nun
halten sich in Düsseldorfer Landtagskreisen hartnäckig Gerüchte, ein
Teil des Sonderkonto-Geldes könnte aus Gewinnen Wegeners an dem
Millionen-Transfer des nigerianischen Fußballnationalstürmer Victor
Agali in der vorigen Saison zu Schalke 04 stammen. Möllemann ist
Aufsichtsrat in dem Ruhrgebietsverein.
Die
Wahrheit kennt nur Jürgen W. Möllemann. Doch der einstige
FDP-Lautsprecher wird wohl trotz Ultimatums weiterhin in dieser Frage
das machen, was sich nicht wenige von ihm in anderen Fragen immer
ersehnt hatten: einfach die Schnauze halten.
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