07.08.2003

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taz

*   Gewählte Worte für Desaster 
Von Pascal Beucker

Verlustreiche Auslandsgeschäfte bescheren der WestLB auch in diesem Jahr rote Zahlen.

Der Vorstandsvorsitzende formulierte es in wohl gewählten Worten: "Wir werden weitere Kostenanpassungen vornehmen", sagte WestLB-Interimschef Johannes Ringel gestern bei der Vorlage der Halbjahresbilanz in Düsseldorf. "Leider auch im Bereich des Personals."

Bereits in den vergangenen eineinhalb Jahren hat die Westdeutsche Landesbank weltweit 1.600 Arbeitsplätze abgebaut. Laut Ringel soll das aber noch nicht das Ende sein. Die Arbeitsplatzvernichtung bei der fünftgrößten Bank der Bundesrepublik ist eine der Folgen des Missmanagements unter Ringels Vorgänger Jürgen Sengera. Der hatte immer dort beherzt zugegriffen, wovon andere lieber die Finger ließen. Das Ergebnis: Auch in diesem Jahr wird die WestLB rote Zahlen schreiben. Der Verlust von Januar bis Juni beläuft sich nach Handelsgesetzbuch-Bilanzierung auf 359 Millionen Euro.

Die roten Zahlen sind die Nachwirkungen riskanter Auslandsgeschäfte, die aufgrund hoher Wertberichtigungen bereits 2002 einen Vorsteuerverlust von 1,7 Milliarden Euro bescherten. Jetzt musste die Bank ihre Risikovorsorge für die ersten sechs Monate 2003 auf 615,2 Millionen Euro erhöhen. Laut Ringel entfallen dabei 526 Millionen Euro auf Risiken im Kreditgeschäft. Hier sei auch eine zusätzliche Vorsorge für die britische TV-Geräte-Verleihfirma BoxClever enthalten, bei der die WestLB mit 816 Millionen Euro im Geschäft ist -Totalverlust nicht ausgeschlossen. "Die Bonitätsrisiken, die wir jetzt sehen, sind im Abschluss verarbeitet", betonte Ringel. Weitere Wertberichtigungen könnten folgen: so wegen Beteiligungen an der schwer angeschlagenen US-Flugzeugleasingfirma Boullioun, an TUI und anderen.

Während viele WestLB-Mitarbeiter um ihren Job fürchten, scheint ein Job krisenfest: der von der in London tätigen Investmentbankerin Robin Saunders, Leiterin des Bereichs Principal Finance der WestLB. Sie gilt als die Hauptverantwortliche für die BoxClever-Affäre. Doch sie darf bleiben, um dabei mitzuhelfen, aus dem übrigen Portfolio in ihrem Bereich "das Maximum für die WestLB an Profit herauszuholen", so Ringel.


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