16.01.2002

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taz

*   Leverkusener Rundschau weggebeamt
Von Pascal Beucker

Verlagshaus M. DuMont Schauberg spart - zum Beispiel den Lokalteil der Kölnischen Rundschau in der Bayerstadt.

Auch im neuen Jahr geht der Sparkommissar bei der Zeitungsgruppe des Verlagshauses M. DuMont Schauberg (MDS) um. Nachdem der Verlag bereits im Herbst vergangenen Jahres die Schließung der Bonner Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers (KStA) bekannt gab, hat es nun die Kölnische Rundschau (KR) getroffen: Gestern stellte sie ihren Lokalteil in Leverkusen ein. Auf betriebsbedingte Kündigungen habe jedoch verzichtet werden können, teilte der Kölner Heinen-Verlag mit, der die KR redaktionell verantwortet. Die bisher in Leverkusen beschäftigten Redakteure würden in andere Redaktionen versetzt.

Weiter im Sparpaket: Ab April sollen die Beilagen-Redaktionen der Rundschau, die seit 1999 von MDS verlegt wird, mit denen des Stadt-Anzeigers zusammengelegt werden. Die "konjunkturelle Entwicklung der Medienbranche und des Anzeigengeschäfts" hätten die Einsparungen notwendig gemacht. Die Sparmaßnahmen führten "allerdings nicht zu Einschnitten in die publizistische Substanz". Die verkaufte Auflage der Leverkusener Lokalausgabe habe zuletzt ohnehin nur noch unter 1.500 Exemplaren gelegen, heißt es in der Verlagsmitteilung.

Verzichten müssen Leserinnen und Leser von KR und KStA demnächst auch auf die gemeinsame Ticket-Beilage. Nach Informationen des Branchendienstes Kress soll der bisher von der DuMont-Tochter Kreative Medieninnovations GmbH produzierte Veranstaltungskalender allerdings nicht ersatzlos gestrichen werden. Stattdessen würde den Zeitungen ab 23. Januar ein neues Buch unter der Überschrift "Termine" hinzugefügt, das wie Ticket jeweils donnerstags erscheinen soll. Gestrichen würden allerdings Arbeitsplätze: Von der bisherigen rund zehnköpfigen Mannschaft kämen nur drei Leute bei den Zeitungen unter, der Rest - inklusive Redaktionsleiter Achim Borchers - müsse gehen, so Kress.

MDS bestätigte der taz, dass heute die letzte Ticket-Ausgabe erscheint, konnte aber zu Personalia keine Auskünfte geben. Das könnte daran liegen, dass der Medienkonzern den Rotstift auch in seiner Zentrale angesetzt hat. So wurde zum Jahreswechsel "in schwieriger wirtschaftlicher Situation" die "Stabsstelle Öffentlichkeit" geschlossen. Ihr bisheriger Leiter Hasso Graf Bülow von Dennewitz habe Ende Dezember 2002 das Haus verlassen, teilte eine Verlagssprecherin mit.

Auch diese Trennung steht offenbar im Zusammenhang mit der klammen Finanzlage von MDS: Durfte sich der Konzern, zu dem neben Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnischer Rundschau, Express, Kölner Illustrierte und die Mitteldeutsche Zeitung in Halle gehören, noch 2001 über einen Überschuss nach Steuern von 3,2 Millionen Euro freuen, sind die Zahlen für 2002 tiefrot. Ein konsolidierter Verlust von mindestens 30 Millionen Euro soll sich im vergangenen Jahr aufgetürmt haben - laut Verlag "verursacht durch die allgemeine Wirtschaftskrise, die besonders hart die Medien wegen des Rückgangs im Anzeigengeschäft erfasst hat, Aufwendungen für den Personalabbau sowie die Bereinigung im Beteiligungs-Portfolio von MDS".

Bülow hatte DuMonts Unternehmenskommunikation seit Oktober 1997 aufgebaut und verantwortet. Diese Aufgabe hat nun Konstantin Neven DuMont übernommen, der Sohn des Verlagspatriarchen Alfred Neven DuMont. Zumindest er hat seinen Arbeitsplatz sicher.


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