15.12.2004 |
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Politiker unter Strom |
Von Pascal Beucker |
Irgendwie sind
Parlamentarier schon arm dran. Friedrich Merz nahm kürzlich seinen
Abschied vom Posten des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der
Union, um sich künftig in der internationalen Anwaltskanzlei Mayer,
Brown, Rowe & Maw LLP die Brötchen zu verdienen, die er sich von
den knappen Diäten eines Bundestagsabgeordneten offenbar nicht mehr
leisten konnte. Und auch sein Kollege Laurenz Meyer ist so ein
trauriges Beispiel. Nicht einmal sein Nebenjob als Generalsekretär
der CDU reicht ihm, um über die Runden zu kommen. Deswegen erhält
Meyer auch noch Unterstützung von einer Art privatwirtschaftlichem
Sozialamt: Der Energiekonzern RWE gewährt dem Notleidenden Strom zum
günstigen Mitarbeitertarif. Im Jahr 2001 erhielt er darüber hinaus
"irgendeine Ausschüttung" (Meyer).
Als er noch in Nordrhein-Westfalen tätig war, war es um Meyer noch schlechter bestellt. Als Fraktionsvorsitzender der CDU im Landtag sah er sich nicht nur gezwungen, zusätzlich für den inzwischen von RWE aufgekauften Stromkonzern VEW "einen vollen Job" (Meyer) zu machen, nein, das Unternehmen musste ihm mit einem Darlehen beim Häuslebau unter die Arme greifen. Sein damaliger Chef Gert Maichel ist heute Vorstandsvorsitzender von RWE Power. Dieses Unternehmen half mit 60 000 Euro plus Gratisstrom auch dem nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Hermann-Josef Arentz (CDU), seine "innere Unabhängigkeit" (Arentz) zu bewahren. Das hat in der vorigen Woche die Karriere des bisherigen Vorsitzenden der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft beendet. Warum? Weil er für das Geld keine erkennbare Arbeitsleistung erbracht habe, wie man ihm vorwarf. Das würde ihn tatsächlich von Parteifreunden wie Merz und Meyer unterscheiden. Denn ihre Politik zahlt sich ganz erkennbar für die Unternehmer aus. Tag für Tag. |
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