27.01.2004

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taz

*   KOMMENTAR: Der überschätzte Macher 
Von Pascal Beucker

Filz in NRW: Wolfgang Clement klingt wie Gerster bei Christiansen.

Wie sich Bilder gleichen können. Ein Sozialdemokrat jammert über eine gegen ihn gerichtete Kampagne: Nach dem Motto "Verleumde nur dreist, etwas bleibt immer hängen" ginge es darum, ihn "persönlich herabzusetzen". Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen hätten ihn "innerlich aufgebracht und verletzt". Auch wenn das Lamento nach Florian Gersters Auftritt bei "Sabine Christiansen" klingt: Es stammt von dessen bisherigem Vorgesetzten Wolfgang Clement gestern vor dem Düsseldorfer Landtagsuntersuchungsausschuss.

Der Opposition warf Clement gestern vor, der von ihr durchgesetzte Ausschuss, bei dem es um die Aufklärung von Missständen bei mehreren landeseigenen Gesellschaften und des gegen ihn erhobenen Vorwurfs der Vetternwirtschaft während seiner Zeit als nordrhein-westfälischer Regierungschef geht, sei "schlichtweg Zeitschinderei". Das ist er jedoch mitnichten - auch wenn sich möglicherweise wie im Fall Gerster keine handfesten Beweise für eventuelle gravierende Gesetzesverstöße werden finden lassen. Denn auch wenn es ihm nicht gelingt, den ganz großen Skandal aufzudecken, so hat der Ausschuss doch seine politische Berechtigung: als Beitrag zur notwendigen öffentlichen Aufarbeitung der Altlasten, die der Exministerpräsident an Rhein und Ruhr hinterlassen hat.

Das ist ein nicht zu unterschätzender Wert, denn hier geht es um mehr als reine Vergangenheitsbewältigung. Nach wie vor zelebriert der Berufscholeriker Clement sein Image als omnipotenter Macher. Dabei ist der heutige "Bundessuperminister" nicht mehr als ein völlig überschätzter Politiker, der starke Worte liebt und schwache Resultate produziert. In Düsseldorf lässt sich bewundern, wohin sein "Machertum" auch in Berlin führen muss: zu einer Politik der "großen Würfe", bei der zuerst gehandelt und dann erst nachgedacht wird - und die auch schon ohne Korruption die Steuerzahler teuer zu stehen kommt.

Florian Gerster scheiterte nicht zuletzt an seiner Arroganz und Borniertheit gegenüber den sozialen Verwerfungen, die die von ihm zu exekutierende Politik zur Folge hat. Diese charakterlichen Defizite hat Gerster mit Clement gemeinsam. Nur scheint der damit durchzukommen.


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