Nach 54
Jahren verlieren die Sozialdemokraten in der Ruhrgebietsstadt. Auch
Essen und Wuppertal gehen an die CDU. In anderen Städten behauptet
sich die SPD.
Harald
Schartau droht ein Besuch beim Zahnarzt. Er werde "in die
Tischkante beißen, wenn wir in Duisburg verlieren", hatte der
nordrhein-westfälische SPD-Landesvorsitzende angekündigt. Gestern
trat das für Sozialdemokraten Unfassbare ein: Adolf Sauerland heißt
der neue Oberbürgermeister von Duisburg. Mit rund 60 Prozent siegte
er bei der gestrigen Stichwahl deutlich gegen die bisherige
Amtsinhaberin Bärbel Zieling. Und Sauerland war der Kandidat der CDU.
Somit wird erstmalig in der Geschichte Duisburgs die Ruhrgebietsstadt
von einem Christdemokraten regiert. "Uns ist etwas gelungen, was
man als historisch bezeichnen kann", kommentierte Sauerland, zu
dessen Wahl auch die Grünen aufgerufen hatten, sichtlich ergriffen
seinen Erfolg.
Auch in
Wuppertal gab es eine schwere Schlappe für die Genossen: Der affärenbelastete
SPD-Oberbürgermeister Hans Kremendahl wurde eindeutig abgewählt. Mit
über 64 Prozent der Stimmen siegte der CDU-Mann Peter Jung.
Erwartungsgemäß siegte auch in der Reviermetropole Essen die CDU.
Amtsinhaber Wolfgang Reiniger konnte rund 54 Prozent der Stimmen auf
sich vereinen. SPD-Herausforderer Reinhard Paß erreicht 46 Prozent.
Ein Trost für die Genossen: In Dortmund und Bottrop setzten sich
erwartungsgemäß die SPD-Kandidaten Gerhard Langemeyer und Peter
Noetzel durch. Außerdem konnte die SPD Gelsenkirchen zurückgewinnen:
Der sozialdemokratische Herausforderer Frank Baranowski gewann gegen
CDU-Amtsinhaber Oliver Wittke. Bei der Wahl vor zwei Wochen hatte
Wittke noch knapp vor Baranowski gelegen.
Mehr als die
Hälfte der etwa 14 Millionen Wahlberechtigten waren bei der zweiten
Runde der Kommunalwahlen zu Stichwahlen aufgerufen. Sie entschieden in
112 Gemeinden, wer in den kommenden fünf Jahren als Bürgermeister,
Oberbürgermeister oder Landrat amtiert. Die Wahlbeteiligung sank
erneut.
Am 26.
September hatten bei den Oberbürgermeisterwahlen in den kreisfreien
Städten nur die Sozialdemokraten Jürgen Linden in Aachen, Klaus
Heinrich Wehling in Oberhausen und Bärbel Dieckmann in Bonn sowie die
Christdemokraten Joachim Erwin, Thomas Hunsteger-Petermann und Franz
Haug in Düsseldorf, Hamm und Solingen die im ersten Wahlgang
erforderliche absolute Mehrheit errungen. In den ländlichen Regionen
des Landes schafften CDU-Kandidaten hingegen fast überall den
Durchmarsch: Bereits im ersten Anlauf gewannen sie 23 der 28
Landratsposten.
Bei den
Stadtrats- und Kreistagswahlen vor vierzehn Tagen war die CDU trotz
starker Verluste landesweit auf 43,4 Prozent gekommen. Die SPD fuhr
mit 31,7 Prozent ihr bislang schlechtestes Kommunalwahlergebnis in der
Nachkriegsgeschichte ein. Zugewinne verbuchten Grüne, FDP und freie Wählergemeinschaften.
Die Grünen landeten bei 10,3, die Liberalen bei 6,8 Prozent und unabhängige
Wählerlisten bei 4,8 Prozent.
Trotz des großen
Erfolgs in Duisburg: Auch für die CDU gab es herbe Niederlagen. Die
CDU-Bürgermeisterin Marina Hammes verlor sensationell im traditionell
schwarzen Viersen gegen ihren SPD-Herausforderer Günter Thönnessen.
In Ratingen musste sich der CDUler Wolfgang Diedrich dem Kandidaten
einer lokalen Bürgerliste geschlagen geben. |