11.10.2004

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taz

*   CDU-Bürgermeister in Duisburg
Von Pascal Beucker

Nach 54 Jahren verlieren die Sozialdemokraten in der Ruhrgebietsstadt. Auch Essen und Wuppertal gehen an die CDU. In anderen Städten behauptet sich die SPD.

Adolf Sauerland (CDU)Harald Schartau droht ein Besuch beim Zahnarzt. Er werde "in die Tischkante beißen, wenn wir in Duisburg verlieren", hatte der nordrhein-westfälische SPD-Landesvorsitzende angekündigt. Gestern trat das für Sozialdemokraten Unfassbare ein: Adolf Sauerland heißt der neue Oberbürgermeister von Duisburg. Mit rund 60 Prozent siegte er bei der gestrigen Stichwahl deutlich gegen die bisherige Amtsinhaberin Bärbel Zieling. Und Sauerland war der Kandidat der CDU. Somit wird erstmalig in der Geschichte Duisburgs die Ruhrgebietsstadt von einem Christdemokraten regiert. "Uns ist etwas gelungen, was man als historisch bezeichnen kann", kommentierte Sauerland, zu dessen Wahl auch die Grünen aufgerufen hatten, sichtlich ergriffen seinen Erfolg.

Auch in Wuppertal gab es eine schwere Schlappe für die Genossen: Der affärenbelastete SPD-Oberbürgermeister Hans Kremendahl wurde eindeutig abgewählt. Mit über 64 Prozent der Stimmen siegte der CDU-Mann Peter Jung. Erwartungsgemäß siegte auch in der Reviermetropole Essen die CDU. Amtsinhaber Wolfgang Reiniger konnte rund 54 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. SPD-Herausforderer Reinhard Paß erreicht 46 Prozent. Ein Trost für die Genossen: In Dortmund und Bottrop setzten sich erwartungsgemäß die SPD-Kandidaten Gerhard Langemeyer und Peter Noetzel durch. Außerdem konnte die SPD Gelsenkirchen zurückgewinnen: Der sozialdemokratische Herausforderer Frank Baranowski gewann gegen CDU-Amtsinhaber Oliver Wittke. Bei der Wahl vor zwei Wochen hatte Wittke noch knapp vor Baranowski gelegen.

Mehr als die Hälfte der etwa 14 Millionen Wahlberechtigten waren bei der zweiten Runde der Kommunalwahlen zu Stichwahlen aufgerufen. Sie entschieden in 112 Gemeinden, wer in den kommenden fünf Jahren als Bürgermeister, Oberbürgermeister oder Landrat amtiert. Die Wahlbeteiligung sank erneut.

Am 26. September hatten bei den Oberbürgermeisterwahlen in den kreisfreien Städten nur die Sozialdemokraten Jürgen Linden in Aachen, Klaus Heinrich Wehling in Oberhausen und Bärbel Dieckmann in Bonn sowie die Christdemokraten Joachim Erwin, Thomas Hunsteger-Petermann und Franz Haug in Düsseldorf, Hamm und Solingen die im ersten Wahlgang erforderliche absolute Mehrheit errungen. In den ländlichen Regionen des Landes schafften CDU-Kandidaten hingegen fast überall den Durchmarsch: Bereits im ersten Anlauf gewannen sie 23 der 28 Landratsposten.

Bei den Stadtrats- und Kreistagswahlen vor vierzehn Tagen war die CDU trotz starker Verluste landesweit auf 43,4 Prozent gekommen. Die SPD fuhr mit 31,7 Prozent ihr bislang schlechtestes Kommunalwahlergebnis in der Nachkriegsgeschichte ein. Zugewinne verbuchten Grüne, FDP und freie Wählergemeinschaften. Die Grünen landeten bei 10,3, die Liberalen bei 6,8 Prozent und unabhängige Wählerlisten bei 4,8 Prozent.

Trotz des großen Erfolgs in Duisburg: Auch für die CDU gab es herbe Niederlagen. Die CDU-Bürgermeisterin Marina Hammes verlor sensationell im traditionell schwarzen Viersen gegen ihren SPD-Herausforderer Günter Thönnessen. In Ratingen musste sich der CDUler Wolfgang Diedrich dem Kandidaten einer lokalen Bürgerliste geschlagen geben.


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