13.11.2004

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*   Muslime gegen Terror
Von Pascal Beucker

Großdemo geplant: Türkische Muslime beklagen Extremismusverdacht. Organisationen uneins.

Türkischstämmige Muslime wollen sich öffentlich vom islamischen Terror distanzieren. Der Verein Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ruft zu einer Großdemonstration unter dem Motto "Baris için teröre karsi elele! - Gemeinsam für Frieden und gegen Terror!" am 21. November in Köln auf. Die Veranstalter rechnen mit bis zu 30.000 Teilnehmern.

Die Terroranschläge vom 11. September sowie die Gewaltakte der vergangenen Jahre hätten dazu geführt, dass Muslimen und dem Islam mit Misstrauen begegnet werde, heißt es in einer auf Türkisch verfassten Erklärung des Ditib-Vorsitzenden Ridvan Çakir. Er forderte zur Teilnahme an der Kundgebung auf, um diesem Misstrauen zu begegnen.

"Man darf Muslime nicht unter Generalverdacht stellen", sagte Ditib-Generalsekretär Mehmet Yildirim der taz. "Jede Art von Fundamentalismus und Islamismus lehnen wir ab", so Yildirim. Wer außer dem Ditib-Vorsitzenden Çakir auf der Kundgebung sprechen wird, stehe bisher nicht fest. Ausdrücklich lädt der Ditib-Generalsekretär jedoch andere islamische Organisationen wie den Islamrat und den Zentralrat der Muslime ein, sich an der Demonstration zu beteiligen. Auch an die christlichen Kirchen und den Zentralrat der Juden in Deutschland seien Einladungen verschickt worden, so Yildirim.

Der Islamrat, dem die vom Verfassungsschutz beobachtete Gemeinschaft Milli Görüs angehört, reagierte zurückhaltend auf das Angebot. "Grundsätzlich halten wir eine solche Aktion für positiv", sagte Ratsvorsitzender Ali Kizilkaya der taz. Auch sei es für ihn "eine Selbstverständlichkeit, Stellung gegen Terror zu beziehen". Er würde sich jedoch "wünschen, dass die Demonstration gemeinsam durchgeführt wird". Bisher habe seine Organisation nur ein Flugblatt bekommen.

Veranstalter Ditib ist der größte Dachverband der Muslime in der Bundesrepublik. Nach eigenen Angaben vertritt er 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime und steht in enger Verbindung zum Amt für religiöse Angelegenheiten in der Türkei.


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