20.02.2004

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taz

*   KOMMENTAR: Der Kater folgt
Von Pascal Beucker

Ja, natürlich: Es ist Karneval und der Kölner lässt sich nicht gerne seinen Frohsinn vermiesen. Wo doch erst am Aschermittwoch auf die gute Laune der Kater gefolgt sein wird. Aber es hilft ja nichts. An den 14 Sonder-, Grund- und Hauptschulen sowie Berufskollegs, denen ihre Schulsozialarbeiterstellen gestrichen werden sollen, ist schließlich schon jetzt Schluss mit Lustig. So hat ihre gemeinsame Stellungnahme zwar schon etwas von Spaßverderberei, doch die kommt gerade zur rechten Zeit.

Denn selbstverständlich folgt auf die einfache wie richtige Rechnung, die die Schulen aufstellen - nämlich, dass Folgekosten für die Stadt und die Gesellschaft wesentlich höher sein werden als der Gewinn aus den geplanten Sparmaßnahmen -, das übliche Lamento der Verantwortlichen: Es ist halt kein Geld da. Da müssten nun mal alle "den Gürtel enger schnallen".

Das klingt zwar plausibel, ist es aber nicht. Und das lässt sich gerade an diesen "tollen Tagen" wunderbar veranschaulichen. Denn warum Sozialarbeiterstellen gestrichen werden, wenn etwa der Kölner Rosenmontagszug von der Stadt subventioniert wird, gehört zu jenen sonderbaren Prioritätensetzungen, die nur im Vollrausch nachvollziehbar sind. Ebenso übrigens wie Kölns Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt. Denn auch die kostet bereits in der Vorausscheidung weit mehr als eine der Sozialarbeiterstellen, deren Streichung ansteht.

Die Schulsozialarbeit sei eben nichts, "wovor man sich hinstellen und fotografieren lassen kann", sagt die Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Birgitta Radermacher. Wer erleben darf, wie ihr Parteifreund Fritz Schramma stets - und eigentlich nur - in der "närrischen Zeit" und bei Repräsentationsterminen aufblüht, der weiß: Treffender kann das Problem gar nicht benannt werden. Auch wenn das diesjährige Rosenmontagsmotto "Laach doch ens, et weed widder wäde!" lautet - nein, so lässt sich keine Stadt verantwortlich regieren. Der Kater folgt bestimmt.


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