27.05.2004

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taz

*   Unbedingter Gehorsam stört Ministerin
Von Pascal Beucker

In der König-Fahd-Akademie in Bonn vermitteln die Schulbücher immer noch eine "fundamentalistische Weltsicht", sagt NRW-Schulministerin Ute Schäfer (SPD). Sie will jetzt Genehmigungen für den Besuch der Schule zurücknehmen.

Das Urteil der NRW-Schulministerin Ute Schäfer fiel vernichtend aus: Die Schulbücher an der Bonner König-Fahd-Akademie vermittelten "eine fundamentalistische Weltsicht, die auf der wahhabitischen Auslegung des Koran beruht". Der pädagogische Ansatz sei "auf unbedingten Gehorsam gegenüber den religiösen Führern und ihrer Auslegung des Koran gerichtet". Zudem werde ein Bild vom Zusammenleben der Geschlechter gezeichnet, "das den Wertevorstellungen der westlichen Welt widerspricht". Das ist die Quintessenz eines Sachstandsberichts, mit dem die Ministerin gestern den Landtag über erste Erkenntnisse aus der Übersetzung der an der Schule verwendeten Bücher informierte.

Die 1995 im Bonner Ortsteil Lannesdorf eröffnete König-Fahd-Akademie wird derzeit von rund 460 Schülerinnen und Schülern besucht, darunter etwa 200 mit deutschem Pass. Sie unterliegt als ausländische Schule nicht der deutschen Schulaufsicht. Die von Saudi-Arabien finanzierte Akademie war im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil sie sich nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden zu einem Anziehungspunkt für Islamisten aus der ganzen Bundesrepublik entwickelt hatte. Vor einer Schließung schreckte die Bezirksregierung Köln indes auf Druck der saudischen Seite und des Auswärtigen Amtes zurück. Nach wie vor wird an der Schule nach saudischem Lehrplan unterrichtet. Entsprechend werden dort auch einheitliche Schulbücher verwendet, wie sie an allen Schulen Saudi-Arabiens vorgeschrieben sind.

Laut Schäfer lieferten die jetzt vorliegenden Übersetzungen eine neue Basis dafür, erteilte Genehmigungen für den Besuch der Schule zurückzunehmen. "Wir können und wollen nicht zulassen, dass Kinder, deren Heimat die Bundesrepublik ist, in einem Geiste erzogen werden, der den Wertevorstellungen unser Gesellschaft und der Lebenswirklichkeit in Deutschland widerspricht", sagte die Sozialdemokratin. Sie kündigte an, dass zunächst vor allem Kinder im Grundschulalter von der König-Fahd-Akademie an andere Schulen überwiesen werden sollen, nachfolgend dann auch Schüler höherer Klassen. Eine Schließung käme hingegen auch weiterhin nicht in Betracht.


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