04.08.2004

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taz

*   KOMMENTAR: Grüne Botschaft bleibt richtig
Von Pascal Beucker

Wahlkampf in Bonn.

Besser hätte für die Bonner Grünen der Kommunalwahlkampf gar nicht beginnen können. Ohnehin nach ihrem glänzenden Abschneiden bei der Europawahl, als sie mit über 22 Prozent deutlich vor der SPD lagen, in einer guten Ausgangsposition, hat ihnen nun der Wirbel um ihr Anti-Korruptionsplakat einen formidablen PR-Coup beschert.

Es macht nichts, dass sie sich nun dem juristischen Druck beugen und das Konterfei Reiner Schreibers einschwärzen. Denn zum einen haben sie ihr Ziel erreicht: In Bonn wird wieder über die CDU-Skandale geredet, die in der gerade zu Ende gehenden Legislaturperiode die Stadt erschütterten. Zum anderen wirken die Plakate mit dem "schwarzen Schreiber" sogar noch besser. Ungeplant symbolisieren sie nun das Wirken des Ex-CDU-Stadtratsfraktionsvorsitzenden: Jahrelang agierte hier ein Schattenmann an den Schalthebeln der kommunalen Macht - zu seinem Profit und zu Lasten der Bonner.

Seiner alten Partei hat Reiner Schreiber mit seinem juristischen Vorgehen gegen seine Abbildung auf dem grünen Plakat indes einen Bärendienst erwiesen. Da kann CDU-Frontfrau Pia Heckes auf ihren Plakaten rudern wie sie will: Das Thema, über das die CDU doch so gerne den Mantel des Schweigens legen würde, wird sie wohl bis zum Wahltag nicht mehr wegbekommen. Auch nicht durch solch eine Unverfrorenheit wie die Forderung von Schreibers Anwalt Norbert Gatzweiler, die Grünen sollten sich auch noch bereit erklären den Namen seines Mandanten nicht mehr zu nennen. Es ist gut, dass sich die Partei darauf nicht eingelassen hat.

Aber auch wenn sich die Grünen darauf eingelassen hätten, hätte es weder Schreiber noch der Partei, die ihn jahrzehntelang gewähren ließ und dann verlogen als tragischen "Einzelfall" versuchte hinzustellen, wirklich genützt: Schon jetzt haben ein paar Pfiffige Schreibers Zensurakt gut gekontert. Auf christdemokratischen Wahlplakaten in der Bonner Innenstadt prangte bereits gestern ein großer Aufkleber mit den Bildern von zwei Panzerknackern und Reiner Schreiber. Der Text: "Machtgeil? Geldgierig? Hier werden Sie geholfen! Das Kompetenzteam erfahren in Korruption & Klüngel. CDU." Die Botschaft ist richtig: Es wird Zeit für einen Wechsel in Bonn.


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