Kölns
Rechtsextreme sehen sich durch die jüngsten Wahlerfolge in Sachsen
und Brandenburg im Aufwind. Mit den "Republikanern", der NPD
und "Pro Köln" treten am Sonntag gleich drei
"deutschnationale" Listen zur Kommunalwahl an.
Wer Manfred
Rouhs an den vergangenen sommerlichen Tagen durch Sülz laufen sah,
kam nur schwerlich auf die Idee, dass es sich bei dem adrett
gescheitelten, wenn auch etwas lächerlich anzuschauenden Enddreißiger
um jenen Mann handelt, der als eine der schillerndsten Figuren der
rechtsextremen Szene in Köln gilt - und das seit inzwischen über
zwanzig Jahren: ein Biedermann als Brandstifter.
Natürlich
nervt es: die ewige Beschäftigung mit den Ewiggestrigen. Aber es nützt
ja nichts. Nach dem sensationellen Abschneiden der NPD erst im
Saarland und jetzt am Sonntag in Sachsen sowie dem Wiedereinzug der
DVU in den brandenburgischen Landtag sehen sich auch die hiesigen
Rechtsextremisten im Aufwind. Mit den "Republikanern", der
NPD und "Pro Köln" treten am kommenden Sonntag gleich drei
braungefärbte Listen zur Wahl in der Domstadt an. Und natürlich ist
auch Manfred Rouhs wieder dabei.
Wie könnte
es anders sein? Bereits Mitte der 1980er Jahre trat er als
Bundestagskandidat für die NPD an. 1989 für die
"Republikaner". 1994 als auch 1999 für die "Deutsche
Liga für Volk und Heimat" (DLVH). Diesmal hört seine braune
Schmuddeltruppe, für die er auf Platz 2 der Reserveliste kandidiert,
auf den harmlos klingenden Namen "Bürgerbewegung pro Köln
e.V.". Im Gegensatz zur NPD, die nur in wenigen Kölner
Wahlbezirken kandidiert, und den organisatorisch schwachen
"Republikanern" scheint sie leider gute Chancen zu haben,
zumindest jene 1,2 Prozent der Stimmen zu ergattern, die für den
Einzug in den Stadtrat notwendig sind.
In dem saß
Rouhs schon einmal - und das sogar zu einer Zeit, als es noch die Fünfprozenthürde
gab. Denn bei der Wahl 1989 entschieden sich 29.641 Kölnerinnen und Kölner
für die "Republikaner". Das ergab 7,4 Prozent der Stimmen
und sieben Ratsmandate.
Rouhs'
"Karriere" hatte einst in der Jungen Union begonnen, bevor
er 1981 zu den Jungen Nationaldemokraten wechselte. Von 1985 bis 1987
war er der NRW-Landesvorsitzende der NPD-Jugendorganisation. Wie die
NPD blieben auch die "Republikaner" für Rouhs nur eine
Episode: Nachdem er sich zusammen mit Markus Beisicht, seinem alten
Kameraden aus Uni-Tagen, mit der Bundesparteiführung überworfen
hatte, gründeten die beiden gemeinsam mit anderen Abtrünnigen die
DLVH. Im Kölner Stadtrat hetzte die Zwei-Mann-Fraktion gegen alles in
ihren Augen Abweichende in der Stadt: gegen Roma und Flüchtlinge,
gegen Bettler und Drogenkranke. Und sie verbreitete antisemitische
Hetzschriften - beispielsweise gegen den in Köln lebenden
Schriftsteller und Holocaust-Überlebenden Ralph Giordano.
Bundesweit für
Aufsehen sorgte ein "Kopfgeld" von 1.000 Mark, das Rouhs und
Beisicht im März 1993 auf eine versteckt in Köln lebende und von
Abschiebung ins jugoslawische Kriegsgebiet bedrohte Roma-Frau
aussetzten. Die DLHV feierte in ihrem Deutzer Büro mit ihren
Kumpanen: "DL, FAPler und Skinheads veranstalteten dort regelmäßige
Saufgelage, nach denen man sich mit 'Heil-Hitler' und Sprüchen wie 'Türkensau
muss raus' voneinander verabschiedete", berichteten Anwohner
1994. Einer der damaligen DLVH-Aktivisten: der zurzeit als Dreifachmörder
von Overath in Köln vor Gericht stehende Thomas Adolf.
Bei der
anschließenden Kommunalwahl war der Spuk endlich vorbei. Auf ein
"zweistelliges Wahlergebnis" hoffend, landete die DLVH bei
unter zwei Prozent und flog aus dem Stadtrat. Auch die
"Republikaner" waren weg vom Fenster. Um Rouhs wurde es
einige Zeit still. Sein Versuch, in Eschweiler-Dürwiß bei Aachen ein
"Nationales Zentrum" aufzubauen, scheiterte 1996 nach nur
einem halben Jahr. Zurückgekehrt nach Köln fand sein Verlag
Unterschlupf in Sülz in einer Eigentumswohnung des Leverkusener
Rechtsanwalts Karlheinz Schlaeper. Man kennt sich, man hilft sich:
Schlaeper ist der Schwiegervater und Kanzleikollege von Markus
Beisicht.
Nachdem ihre
DLVH-Aktivitäten nicht von Erfolg gekrönt waren, übernahmen Rouhs
und Beisicht 1999 die bereits drei Jahre zuvor von anderen
Rechtsextremen gegründete "Bürgerbewegung Pro Köln".
Seitdem versuchen sie sich einen bürgerlichen Anstrich zugeben. Die
Gruppierung, sagt Landesinnenminister Fritz Behrens, zeige sich
"konservativ, arbeitet allerdings eng mit Neonazis und anderen
Rechtsextremisten zusammen" - ein gefährliches Gebräu.
"Der Einzug in den Rat in Fraktionsstärke ist zum Greifen
nahe", gibt sich Rouhs siegessicher. Auch wenn es nicht zur
Fraktionsstärke reichen sollte: Schon einer der braunen Gesellen wäre
zu viel.