24.09.2004

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*   Skurrile Vereine mit diffusen Überzeugungen
Von Pascal Beucker

Kölner Parteien im Kommunalwahlkampf - heute: die LD, die ÖDP und die HP.

Was die "Humanistische Partei", die "Ökologisch-Demokratische Partei" und die "Liberalen Demokraten" verbindet? Bei der Stadtratswahl am Sonntag haben sie keine Chance, aber die wollen sie nutzen. Ihr gemeinsames Dilemma: Zwar kandidieren alle drei Parteien für den Kölner Stadtrat, aber sie stehen nur in wenigen der 45 Kölner Wahlbezirke auf dem Wahlzettel. Und das bedeutet: Nur ein Wunder wird einen ihrer KandidatInnen in den Stadtrat einziehen lassen.

Die geringsten Aussichten haben dabei die "Liberalen Demokraten" (LD). Allerdings ist es schon sensationell, dass es sie in Köln überhaupt noch gibt. Denn bundesweit ist die Vereinigung, die sich im Herbst 1982 nach dem Bruch der rot-gelben Koalition in Bonn von der Genscher-FDP links abspaltete, längst in Vergessenheit geraten. In Köln halten jedoch noch ein paar die sozialliberale Fahne hoch. Um jedoch den Sprung ins Rathaus zu schaffen, müsste das Häuflein um den 52-jährigen Elektroingenieur Günter Pröhl schon im Wahlbezirk 35 (Mülheim I, Buchforst, Buchheim) die Mehrheit der Stimmen und somit das Direktmandat holen. Denn nur hier stehen die LD auf dem Wahlzettel.

Immerhin in fünf Wahlbezirke in Lindenthal und Kalk tritt die "Ökologisch-Demokratische Partei" (ÖDP) an. Auch sie entstand aus einer Abspaltung Anfang der 1980er Jahre - diesmal allerdings von den Grünen und nach rechts. Bundesweit bedeutungslos, haben die konservativen Ökologen ihre lokalen Hochburgen vor allem im Süden der Republik - und in Bottrop. Hier sitzt die ÖDP mit stattlichen 6,4 Prozent im Rat. Aber auch anderswo in NRW hat sie es in der Vergangenheit geschafft, für eine Sensation zu sorgen - wenn auch nicht an der Wahlurne, sondern im Gerichtssaal. Denn diese kleine Partei schaffte es per Organstreitverfahren gegen den NRW-Landtag, dass das Münsteraner Landesverfassungsgericht 1999 die Fünfprozenthürde bei den Kommunalwahlen kippte. Aber nicht einmal das wird in Köln der ÖDP und ihrem Spitzenkandidaten, dem Pastoralreferenten Werner Roleff, am Sonntag etwas nützen.

Gleich in 17 Wahlbezirken in der Innenstadt, in Rodenkirchen, Ehrenfeld, Nippes, Kalk und Mülheim kämpft die "Humanistische Partei" (HP) mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Heinrici um Stimmen. Der skurrile Verein wurde 1984 als politischer Zweig der auf den Argentinier Mario Luis Rodriguez Cobos, genannt "Silo", zurückgehenden "Gemeinschaft für Ausgeglichenheit und Entwicklung des Menschen" gegründet, die in 50 Ländern über etwa 5.500 Mitgliedern verfügt. Mit der HP sollen Leute unter dreißig mit einer diffusen "linken" Grundeinstellung angesprochen werden. Die Partei nahm öfters an Landtags-, Bundestags- oder sonstigen Wahlen teil - ohne großen Erfolg.

Propagiert wird von der HP eine "Misch-Lehre aus fernöstlichen, kabbalistisch-theosophischen und faschistoid-politischen Bausteinen", so der Sekten-Experte Friedrich-Wilhelm Haack. In Köln ist die Gruppe bisher nicht sonderlich in Erscheinung getreten und wird wohl nach dem Wahltag wieder in der Versenkung verschwinden.


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