25.02.2005

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*   KOMMENTAR: Integration braucht Anerkennung 
Von Pascal Beucker

Bundesverwaltungsgericht ebnet Weg für Islamunterricht.

Die Anerkennung muslimischer Verbände als Glaubensgemeinschaften ist im Grundsatz zu begrüßen, doch das grundsätzliche Problem löst der Spruch der Leipziger Bundesverwaltungsrichter nicht. Zur Integration der Muslime in die bundesdeutsche Gesellschaft gehört elementar, ihnen auch tatsächlich die gleichen Rechte einzuräumen. Solange es das Unterrichtsfach Religion an staatlichen Schulen gibt, haben Muslime deswegen dort auch ein Recht auf einen islamischen Religionsunterricht - und zwar unter den gleichen Bedingungen, die auch für den christlichen gelten. Ohne Ausnahme. Das bedeutet jedoch auch anzuerkennen, dass sich der Islam anders organisiert als beispielsweise die katholische Kirche. Und es bedeutet auch, dass sich der Staat ebenso wenig wie bei den Kirchen aussuchen kann, welche islamischen Repräsentanten ihm gerade genehm sind.

Aus diesem Dilemma gibt es indes einen Ausweg: wenn der Streit um den islamischen Religionsunterricht dazu genutzt würde, generell über die Abschaffung des "bekenntnisorientierten Unterrichts" zu diskutieren. Die Unterrichtung über Religionen ist sinnvoll. Aber eben nicht die Indoktrination durch religiöse Gemeinschaften - egal welche. Nicht wenige können sich noch gut daran erinnern, dass sie als geborene Ungläubige in der Grundschule zusammen mit ihren muslimischen Mitschülern zur Beaufsichtigung hinten im Religionsunterricht sitzen mussten. Von der Jungfrauengeburt bis zur Unfehlbarkeit des Papstes wurde vorne der ganze Unsinn verkündet, den die katholische Kirche so zu bieten hat. Mit Aufklärung, die Schule leisten soll, hatte das nichts zu tun.

Um den Verfassungsgrundsatz der Trennung von Kirche und Staat Realität werden zu lassen, muss der Religionsunterricht aus den Schulen verschwinden. An dessen Stelle könnte ein Unterricht treten, in dem gleichberechtigt über die verschiedenen Weltreligionen informiert wird - mit vom Staat und nicht von den Kirchen aufgestellten Lehrplänen. Für den Glauben gibt es schließlich noch die Kirchen, Synagogen und Moscheen. In der Schule hat er nichts verloren.


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