30.07.2005

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taz

*   Stehplätze für WASG
Von Pascal Beucker 

Acht Landesverbände der neuen Linkspartei stellen am Wochenende ihre Landeslisten für die Bundestagswahl auf. WASG-Mitglieder müssen dort um aussichtsreiche Plätze hart kämpfen. In NRW wird Lafontaine an der Spitze stehen.

Nun haben sie sich wieder lieb: die Linkspartei und die Wahlalternative Arbeit & Soziale Gerechtigkeit (WASG) in Bayern. Nach einer Woche heftigen gegenseitigen Anschmollens aufgrund des verpatzten PDS-Parteitags zeigten die beiden "Kooperationspartner" gestern mit einer gemeinsamen Erklärung wieder demonstrative Eintracht. Beide Landesvorstände bedauerten den Verlauf der Wahlnominierungskonferenz und die "entstandenen Verletzungen". Es sei deutlich geworden, "dass in Teilen der Linkspartei die Idee und die Konsequenzen einer gemeinsamen neuen linken, demokratischen Alternative noch besser verankert werden müssen". Doch sähen sie nun "die Meinungsverschiedenheiten, die bei der Wahlnominierungskonferenz deutlich wurden, als beendet an". Sogar der bei der Listenaufstellung am vergangenen Samstag durchgefallene WASG-Landeschef Fritz Schmalzbauer zeigte sich versöhnlich: "Da surfen einige mit unserem Namen in den Bundestag, aber das muss man hinnehmen."

Ob jedoch die Differenzen zwischen WASG und Linkspartei tatsächlich überwunden sind oder ob nicht vielmehr in Bälde wieder neue aufbrechen, wird sich an diesem Wochenende zeigen. Denn in gleich acht Bundesländern will die Linkspartei ihre Kandidatinnen und Kandidaten für die Bundestagswahl aufstellen, darunter auch in Nordrhein-Westfalen, wo sich Oskar Lafontaine um den ersten Listenplatz bewirbt. Die Nominierung des Ex-SPD-Vorsitzenden gilt als sicher - was seine von der Kandidatur etlicher anderer WASG-Mitglieder deutlich unterscheidet.

So dürfte es besonders für die Wahlalternativler in Thüringen bitter werden. Zwar würden sie gern heute auf der PDS-Vertreterversammlung im Volkshaus Sömmerda zwei ihrer Kandidaten auf den vorderen Listenplätzen platziert sehen. Aber daraus wird wohl nichts werden. Denn unter den vom PDS-Landesvorstand für die chancenreichen sechs Plätze Vorgesehenen befindet sich mit PDS-Bundeswahlkampfleiter Bodo Ramelow, Kersten Naumann, Frank Spieth, Katarina König, Frank Kuschel sowie der ehemaligen Fernsehchefredakteurin des Hessischen Rundfunks, Luc Jochimsen, niemand von der WASG. Nun will diese es mit Kampfkandidaturen versuchen - ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.

2002 war die nun für den Platz 3 in Thüringen vorgesehene Jochimsen noch als Spitzenkandidatin der PDS in Hessen angetreten. Diesen Job wird diesmal der Brandenburger PDS-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke übernehmen. Die Wahl des früheren Hamburger DKP-Bezirkschefs und späteren PDS-Bundesgeschäftsführers auf der Vertreterversammlung der PDS Hessen in Frankfurt gilt als weitgehend sicher - wie auch die des WASG-Landesvorstandsmitglieds und Bevollmächtigten der Offenbacher IG Metall, Werner Dreibus, auf Platz zwei.

Ebenfalls gute Chancen kann sich die 71-jährige Antonie Brinkmann, WASG-Vorstandsmitglied in Bremen, ausrechnen, obwohl sie nur eine Notlösung ist. Denn eigentlich hätten die Wahlalternativler lieber den Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel ins Rennen geschickt. Aber der winkte dankend ab. So kandidiert nun Brinkmann morgen für die Liste der Bremer PDS.

In Brandenburg wollen gleich mehrere WASGler ab Platz 3 ins Rennen gehen. Zum Leidwesen der PDS, denn deren Landesvorstand hat mit dem Potsdamer Rechtsanwalt Steffen Hultsch erst auf Platz 6 einen WASGler nominiert.

In Hamburg hingegen haben Linkspartei und WASG ihren seit einiger Zeit bereits schwelenden Konflikt beigelegt. Der Hamburger Rechtsprofessor Norman Paech soll Spitzenkandidat der Linkspartei in der Hansestadt werden. Und der 67-Jährige hat auch zugesagt - nach einem langen Klärungsgespräch mit Vertretern der PDS und der WASG.


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