30.07.2005

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taz

*   Lafontaine mit großem Hofstaat
Von Pascal Beucker 

Über  90 Bewerber ringen um einen Platz auf der NRW-Landesliste der Linkspartei. WASGler treten zur PDS über.

Es wird ein heftiges Gerangel geben am Samstag im Congress-Center der Essener Messe. Denn hier will die NRW-Linkspartei auf einer Landesmitgliederversammlung ihre Liste für die Bundestagswahl aufstellen. Und die Plätze sind heiß begehrt. Über 90 Frauen und Männer bewerben sich um sie. Mit acht bis zehn Mandaten kann die Linkspartei in Nordrhein-Westfalen nach den jüngsten Umfragen rechnen - viel zu wenige, um alle Begehrlichkeiten zu befriedigen. So wird sich auch Aushängeschild Oskar Lafontaine wohl mehrerer, wenn auch als aussichtslos geltender Konkurrenten um den ersten Listenplatz erwehren müssen.

Als erste von der WASG nominierte Kandidatin geht auf Platz 3 die Herforderin Inge Höger-Neuling ins Rennen. Allerdings nicht als WASGlerin - denn sie ist inzwischen Mitglied der PDS geworden, wie deren Landessprecher Paul Schäfer der taz bestätigte. Das dürfte ihre Wahl wahrscheinlicher machen, fällt sie doch so nicht mehr unter die kritische Masse der Nicht-PDS-Mitglieder, die der Linkspartei im Falle ihrer Aufstellung Ärger mit dem Landeswahlleiter bescheren könnten. Ebenso ist es mit Sozialpfarrer Jürgen Klute, der bei der letzten Landtagswahl noch als Spitzenkandidat der WASG antrat und den die Wahlalternativler auch diesmal wieder vorgeschlagen haben. Auch er ist laut Auskunft von Schäfer pünktlich vor der Listenaufstellung in die PDS eingetreten.

Das WASG-Kontingent besteht somit neben dem Aushängeschild Lafontaine nur noch aus dem früheren Landessprecher Hüseyin Aydin - womit deren Kandidatur keine Probleme mit dem Wahlgesetz mehr bereiten dürfte. Allerdings muss Aydin, der für den Platz 5 antritt, ohnehin erst mal gewählt werden. Denn auch er wird sich wohl gleich mehreren Widersachern gegenübersehen.

PDS-Chef Schäfer geht auf Platz 4 ins Rennen, jedoch mit ungewissen Aussichten. Er trifft gleich auf zwei Mitbewerber aus dem eigenen Landesvorstand. Doch auch wenn er verlieren sollte, werde er nicht danach gegen Aydin kandidieren, so Schäfer zur taz. Wirklich entscheidend sei, die Chance auf eine starke Linke im Bundestag nicht zu verspielen: "Wir wollen einen gemeinsamen Wahlantritt, und ich hoffe, dass die Mitglieder das berücksichtigen."


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