04.02.2005

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*   HBB-Fahrer wieder am Steuer
Von Pascal Beucker
Nach mehr als einem Jahr endet der Streik der Leverkusener Busfahrer mit einem Kompromiss. Gewerkschaft und Unternehmen einigen sich auf einen Haustarifvertrag.

Der wohl längste Streik in der bundesdeutschen Geschichte ist beendet: Am kommenden Dienstag werden die 44 Fahrer der Herweg-Busbetriebe (HBB) in Leverkusen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Fast dreizehn Monate befanden sie sich im Ausstand. Jetzt haben sich HBB, die Kraftverkehr Wupper-Sieg AG (Wupsi) und die DGB-Gewerkschaft Ver.di auf den Abschluss eines Haustarifvertrags geeinigt.

Das Ende ihrer Arbeitsniederlegung hatten die Beschäftigten mit einer Zustimmung von 80,9 Prozent in einer Urabstimmung am Mittwoch Nachmittag beschlossen. Heute soll der Tarifvertrag, der eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2009 hat, offiziell unterschrieben werden. "Wir haben ein vorzeigbares Ergebnis erreicht", sagte Horst Lohmann, der zuständige Fachbereichsleiter im Ver.di-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen. "Die Hartnäckigkeit der Kollegen hat sich gelohnt", so Lohmann zur taz. Der HBB-Betriebsratsvorsitzende Helmut Burkhardt zeigte sich ebenfalls erleichtert. Die erreichte Einigung bedeute, dass für die Fahrer nun eine lange Zeit "psychischer Belastung und Ungewissheit" zu Ende sei.

Tatsächlich endete der seit dem 9. Januar 2004 andauernde Arbeitskampf mit einem Kompromiss. Den von ihnen geforderten Einstieg in den Spartentarifvertrag Nahverkehr konnten die Beschäftigten nicht durchsetzen. Aber sie werden auch nicht länger nach dem "Tarifvertrag" bezahlt, den die HBB mit der kleinen christlichen Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und Dienstleistungen (GÖD) abgeschlossen hatte und der sogar noch unter dem ungünstigen Tarifvertrag des privaten Omnibusgewerbes lag. Zudem sind in dem neuen Haustarifvertrag die drei ersten Grundlohnstufen des Tarifvertrages Nahverkehr Nordrhein-Westfalen enthalten.

Laut HBB-Geschäftsführer Marc Kretkowski bedeutet der neue Vertrag effektiv eine Gehaltssteigerung von etwa drei bis vier Prozent. Allerdings liege die finanzielle Mehrbelastung für die HBB aufgrund von "Kompensationsmaßnahmen" nur bei durchschnittlich rund 1,9 Prozent über die gesamte Vertragslaufzeit. So habe man sich etwa auf eine Reduzierung des Urlaubsgeldes und eine Minderung des Zuschlags für geteilte Dienste geeinigt. Demgegenüber hob Ver.di hervor, dass bis Vertragsende betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien und zudem die vier Fahrer, deren befristete Verträge während des Streiks ausliefen, nun wieder mit unbefristeten Verträgen eingestellt würden.


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