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30.09.2006

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*   Ein Ausstand ohne Aufstand
Von Pascal Beucker
An den Warnstreiks bei der Bahn beteiligten sich 1.700 Mitarbeiter. Pendler erfuhren dies aber nur am Rande.

Verspätungen zwischen fünfzehn und dreißig Minuten? Das kann bei der Mehrzahl der Wartenden auf dem Kölner Hauptbahnhof keine Empörungsstürme mehr hervorrufen. Den Kummer sind die Reisenden gewöhnt. Ein Satz, der immer wieder an diesem Freitagmorgen auf den Kölner Bahnsteigen zu hören ist: "Mein Zug kommt doch nie pünktlich."

Doch dieses Mal sorgen nicht Regen, Schneefall, Blätter auf den Schienen oder sonstige für die Deutsche Bahn kaum zu bewältigende Herausforderungen dafür. Dass dies ein Warnstreik war, der zahllose Berufspendler zu spät zur Arbeit kommen lässt, darauf weist ein kleines Häuflein streikender Bahnbeschäftigter in der Eingangshalle hin. "Schütze deine Bahn", skandieren sie.

Schon früh morgens um drei Uhr waren rund 600 Eisenbahner in Köln, Dortmund, Saarbrücken und Trier dem Aufruf ihrer Gewerkschaften Transnet und GDBA gefolgt und in den befristeten Ausstand getreten. Ihnen folgten bis zum Mittag zeitversetzt für jeweils zwei Stunden Kollegen in Düsseldorf, Wuppertal, Paderborn. Hinzu kamen noch die rund 300 Beschäftigten des Kundenservice-Zentrums für den bundesweiten Güterverkehr in Duisburg. Vor allem die für die Wartung der Züge zuständigen Werkstattarbeiter beteiligten sich an der zunächst auf Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland beschränkten Protestaktion. Insgesamt legten laut Transnet-Angaben im Tagesverlauf bis zu 1.700 Beschäftigte ihre Arbeit nieder.

Weil an allen Streikorten Züge in den Depots blieben, kam es im Nah- und Fernverkehr zu zahlreichen Verspätungen und vereinzelten Zugausfällen. Nach Auskunft von Bahnsprecher Martin Walden sollen bis zum Freitagmittag 23 Züge, darunter neun Fernzüge, von den Verspätungen betroffen gewesen sein. Die Verspätungszeit habe sich auf knapp 600 Minuten summiert. Ein Transnet-Sprecher sagte, allein in Köln und Saarbrücken seien 15 Züge ausgefallen.

Wer eine Fahrt aufgrund streikbedingter Zugausfälle oder Verspätungen nicht antreten konnte, könne seine Fahrkarte umtauschen oder sich den Reisepreis erstatten lassen, hieß es auf den Internetseiten der Deutschen Bahn.


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