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Die Aufbruchstimmung ist verflogen. Bei der
Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) an diesem
Wochenende im westfälischen Geseke-Eringerfeld herrschte
gepflegte Langeweile. Unangenehme Überraschungen blieben der
Parteispitze um Klaus Ernst erspart. Kein empörter Auszug der
Unterlegenen, keine Wasserpistolen wie einst bei den Grünen in
Neumünster. Erstaunlich für einen Bundesparteitag,
bei dem es um eine Richtungsentscheidung ging.
Mit keiner großen, aber einer stabilen Mehrheit haben sich
die "Realos" in allen zentralen Fragen des "Parteibildungsprozesses"
durchgesetzt. Kritikern und Bremsern wurde eine klare Absage erteilt.
Das ist besonders bemerkenswert, weil bei vielen an der Basis durchaus
ein Murren deutlich vernehmbar ist.
Etliche WASGler haben ihre gehörigen Probleme damit, dass die
angestrebte neue vereinigte Linke einfach durch einen kollektiven
Beitritt zur Linkspartei realisiert werden soll und nicht durch eine
tatsächliche - also auch juristische - Neugründung
"auf Augenhöhe". Trotzdem musste der Versuch scheitern, an
diese Unzufriedenheit anzuknüpfen. Zum einen haben Klaus Ernst
& Co. bei den Verhandlungen besonders strukturell erstaunlich
viel gegenüber der weitaus größeren Ex-PDS
herausgeholt. Entsprechend sahen die Delegierten in den Forderungen
nach Nachverhandlungen nur den Versuch, das Projekt "Die Linke"
über die Hintertür doch noch zu verhindern. So war
die Niederlage der "Fundis" um die Berliner Trotzkistin Lucy Redler
programmiert.
Die Delegierten wollen sich den angestrebten Zusammenschluss nicht mehr
zerreden lassen. Sie glauben an die ihnen von Lafontaine
verkündete "historische Aufgabe" einer großen,
starken Linken, die sie nicht an der eigenen Sturköpfigkeit
scheitern lassen wollen. Aber sie wissen auch um die eigene
Schwäche. Denn der Zustand der WASG ist jämmerlich:
leere Kassen, stagnierende Mitgliederzahlen. Und trotz der "roten Lucy"
ist die Partei seit ihrer Gründung ein Männerclub
geblieben: Gerade 2.726 der 11.901 Mitglieder sind weiblich.
Für eine Organisation, die sich als links und emanzipatorisch
versteht, ein trauriger Zustand.
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