13.01.2006

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*   Idi Amin vor Gericht
Von Pascal Beucker
EnBW-Chef Utz Claassen will sich von Düsseldorfer SPD-Politiker Hans-Otto Christiansen nicht vergleichen lassen.

Was Hans-Otto Christiansen damals im Sommer vor zwei Jahren in vertrauter Runde nach einer Vorstandssitzung der Düsseldorfer Stadtwerke über den Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) und seinen mächtigen Vorstandsvorsitzenden Utz Claassen zum Besten gab, war wirklich nicht besonders freundlich. Die Beziehungen zwischen den Stadtwerken und EnBW seien "mit dem Irakkrieg zu vergleichen", soll der frühere Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende gesagt haben: "So wie Präsident Bush in den Irak", so versuche die EnBW "bei den Stadtwerken einzumarschieren". Nicht nur das: Auch von einem "hemdsärmeligen Söldnerchef" soll Ex-SPD-Ratsfraktionschef Christiansen, der bis zur Kommunalwahl 1999 als die graue Eminenz hinter der damaligen Oberbürgermeisterin Marlies Smeets galt und seit Jahren vehement gegen die weitere Privatisierung der Stadtwerke opponiert, gesprochen haben. Und: Claassen sei "wie Idi Amin, mit einem Messer zwischen den Zähnen, und das Blut läuft an den Mundwinkeln herunter".

So wenig zimperlich Claassen, den der baden-württembergische Sozialminister Andreas Renner (CDU) schon einmal als "Rambo unter den deutschen Managern" bezeichnete, auch ansonsten ist: Mit einem blutrünstigen Tyrannen wollte sich der EnBW-Chef dann doch nicht vergleichen lassen. Also klagte er wegen Beleidigung gegen den über 70-jährigen Christiansen.

In der ersten Instanz wies das Landgericht Düsseldorf im Sommer 2005 die Klage ab. Aber Claassen ging in Berufung. In dieser Woche musste nun das Düsseldorfer Oberlandesgericht den Fall verhandeln. Die OLG-Richter schlugen einen Vergleich vor: Christiansen soll sich verpflichten, seinen Idi Amin-Vergleich nicht zu wiederholen; die Prozesskosten hätten sich die zwei Männer zu teilen. Drei Wochen haben nun beide Seiten Zeit, darüber nachzudenken.

Wie der Streit auch letztendlich ausgehen mag: So oder so hat der zur Zeit wegen einer Operation im Krankenhaus liegende Christiansen verloren. Denn als der altgediente Genosse seine despektierlichen wie warnenden Äußerungen tätigte, besaß EnBW noch einen Anteil von 29,9 Prozent an den Stadtwerken. Nachdem der Düsseldorfer Rat jedoch trotz Bürgerbegehrens im Dezember beschlossen hat, weitere Anteile an den Stromgiganten zu verhökern, wird EnBW demnächst 54,95 Prozent und damit die Mehrheit halten.


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