19.01.2006

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*   Linke begrünt DGB
Von Pascal Beucker
Die frühere grüne Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach könnte in die Gewerkschaftsspitze aufrücken.

An ihr Handy geht nur die Mailbox. Und wer versucht, sie über die Bundesgeschäftsstelle der IG Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) zu erreichen, bekommt nur kurz angebunden mitgeteilt: "Frau Buntenbach will sich dazu nicht äußern." Dazu - das ist die Frage, ob die ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach als Kandidatin für den demnächst zur Wahl stehenden fünfköpfigen geschäftsführenden DGB-Vorstand antritt. Dort könnte sie die verdiente 62-jährige Sozialdemokratin Ursula Engelen-Kefer ablösen.

Der Nebel dürfte sich bald lichten: In der kommenden Woche beraten die Gewerkschaftsspitzen auf einer Klausurtagung über die Personalvorschläge, die sie dem DGB-Bundeskongress im Mai unterbreiten wollen. Die Chancen Buntenbachs, die zur Zeit noch als Leiterin der Abteilung Sozialpolitik der IG BAU arbeitet, in diese Liste aufgenommen zu werden, scheinen nicht schlecht zu stehen. Es gäbe "starke Kräfte, die darauf hinarbeiten", heißt es aus Gewerkschaftskreisen. So soll sie mit der Unterstützung der beiden mächtigen Einzelgewerkschaften Verdi und IG Metall rechnen können. Buntenbach wäre die erste Grüne in dem Führungsgremium des Gewerkschaftsdachverbandes - und zudem noch eine vom kräftig gestutzten linken Flügel.

In Solingen geboren, studierte die heute 50-jährige Buntenbach zunächst in Bielefeld Geschichte und Philosophie auf Lehramt. Doch als sie nach dem Zweiten Staatsexamen nicht in den Schuldienst übernommen wurde, sattelte sie um: 1984 gründete sie in dem ostwestfälischen Metropölchen mit weiteren Mitstreitern den selbstverwalteten Druckbetrieb "Satzbau", in dem sie als Setzerin arbeitete. Parallel dazu engagierte sich Buntenbach in der grünen Partei, in die sie 1982 eingetreten war. Von 1984 bis 1989 im Bielefelder Stadtrat, kam die ausgewiesene Linke 1994 in den Bundestag. Hier sorgte sie vor allem als konsequente Kriegsgegnerin für Schlagzeilen, die auch nach der Regierungsübernahme von Rot-Grün 1998 nicht ihren Frieden mit deutschen Kriegseinsätzen machen wollte und sich dabei auch nicht von den Großkopferten in den eigenen Reihen unterkriegen ließ. Entsprechend isoliert in der grünen Fraktion verzichtete sie 2002 auf eine erneute Kandidatur und konzentrierte sich fortan auf den außerparlamentarischen Bereich. So gehört Buntenbach unter anderem dem wissenschaftlichen Beirat von attac an.


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