Anne Lütkes klingt
entspannt. Ganz so, als wäre eine große Last von ihr abgefallen.
"Ich freue mich auf Köln", sagt die 57-jährige
Politikerin. Auch wenn sie "den weiten Himmel und den Blick über
die Förde vermissen" werde. Noch bis zum 30. Mai ist Lütkes
Fraktionschefin der Grünen im schleswig-holsteinischen Landtag. Dann
endet ihr Ausflug in den hohen Norden. Ein selbstgewählter Abschied.
Rund sechs Jahre ist es
jetzt her, dass die gebürtige Bergisch-Gladbacherin dem Ruf ihrer
Partei nach Kiel folgte, um dort gemeinsam mit der seinerzeitigen
SPD-Ministerpräsidentin Heide Simonis das erste - und bislang einzige
- weibliche Doppel an der Spitze eines Bundeslandes zu bilden. Fünf
Jahre amtierte Lütkes als Vize-Regierungschefin und Ministerin für
Justiz, Frauen, Jugend und Familie. Bis zu jenen denkwürdigen vier
Wahlgängen im Landtag nach dem Urnengang 2005, die die politische
Karriere von Simonis und auch Rot-Grün in Schleswig-Holstein
beendeten.
Seitdem stand Lütkes
der vierköpfigen grünen Landtagsfraktion vor - und hätte diese auch
gerne noch bis 2010 weiter geführt. Aber in der kleinen Gruppe habe
es "Differenzen über die zukünftige, dauerhafte Fraktionsführung"
gegeben, schreibt sie diplomatisch in ihrer Abschiedserklärung.
"Eine stete Auseinandersetzung in der Landtagsfraktion möchte
ich nicht verantworten und verzichte deshalb auf mein
Abgeordnetenmandat." Ins Detail will Lütkes auch im Gespräch
mit der taz nicht gehen. Das Waschen schmutziger Wäsche ist nicht
ihre Sache. Stattdessen betont sie, den Trip nach Kiel nicht bereut zu
haben: "Es waren interessante und lehrreiche Jahre." Sie
kehre nicht verbittert in ihre rheinische Heimat zurück.
In Köln will sie nun
wieder als Rechtsanwältin arbeiten - und endlich wieder mit ihrem
hier wohnenden Mann Christoph Meertens zusammenleben. Darüber hinaus
werde sie sich weiter als Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen
Kinderhilfswerkes und im Deutschen Komitee von UNICEF engagieren.
An einen Wiedereinstieg
bei den Kölner Grünen denkt sie indes nicht. Zu deren Bedauern. Denn
immerhin war Lütkes bis zu ihrem Weggang 2000 deren unumstrittenes
Aushängeschild gewesen: als Ratsfraktionschefin, Bürgermeisterin -
und vor allem als grüne Oberbürgermeisterkandidatin, die sich 1999
erst in der Stichwahl mit sensationellen 45,2 Prozent ihrem
CDU-Konkurrenten geschlagen gegeben musste.