17.05.2006

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taz

 Meister im Klüngel
Von Pascal Beucker
Klaus Heugel, Kölns Ex-Oberstadtdirektor und gelernter Strippenzieher, steht wegen dubioser Spenden vor Gericht.

Klaus HeugelNur gerade eine halbe Stunde dauerte der Prozessauftakt am gestrigen Vormittag. So lange brauchte Jürgen Sauren, der Verteidiger Klaus Heugels, um seinen Befangenheitsantrag gegen die Richter der 7. Großen Strafkammer des Landgerichts Köln zu begründen. Danach vertagte sich das Gericht zur Beratung auf den Nachmittag. Und Heugel konnte die Anklagebank erst einmal wieder verlassen. Eine Verschnaufpause für den Ex-SPD-Politiker, einst ein mächtiger Mann in der Domstadt - und nun angeklagt wegen Bestechlichkeit.

Heugels politische Karriere begann 1971. Damals kam der gelernte Betriebswirt, seit 1968 Parteimitglied, als Referent in das Bundeskanzleramt Willy Brandts. 1975 übernahm Heugel die Geschäftsführung der Kölner SPD-Ratsfraktion. Von seiner Ausstrahlung her nicht gerade zum Sympathieträger prädestiniert und rhetorisch eher unbegabt, konnte er hier seine hervorragendste Qualifikation ausleben: das Strippenziehen. Geschickt taktierte Heugel um Macht und Pfründe, baute und pflegte seine Seilschaften und Beziehungsgeflechte. Erfolgreich: 1980 avancierte er zum Chef der SPD-Ratsfraktion und wurde zudem Mitglied des Düsseldorfer Landtags, wo er es bis zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden brachte.

Im Sommer 1999 bezeichnete ihn der langjährige SPD-Landtagsfraktionschef Friedhelm Farthmann als "Prototypen des Kölner Klüngels, der sein Leben lang getrickst und gekungelt hat". Da hatte sich Heugel gerade mitten im Kölner Oberbürgermeisterwahlkampf in illegalen Aktieninsidergeschäften verheddert, die den im Jahr zuvor zum Oberstadtdirektor aufgestiegenen SPD-Kandidaten um seinen sicher geglaubten Sieg brachten. Seitdem wird Köln von einem Christdemokraten regiert. Und um Heugel wurde es still.

Jetzt steht der 69-Jährige wieder im Rampenlicht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dass er sich seinen OB-Wahlkampf seinerzeit mit einer klandestinen 150.000-D-Mark-Spende von dem damaligen Viersener Entsorgungsunternehmer Hellmut Trienekens hatte sponsern lassen. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Zahlung im Zusammenhang mit Heugels Einsatz für die Teilprivatisierung der Kölner Müllabfuhr zu Gunsten von Trienekens stand.

Übrigens: Den Befangenheitsantrag lehnte das Gericht als unbegründet ab. Der Prozess ist auf zwölf Verhandlungstage angesetzt.


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