14.08.2006

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taz

*   Hisbollah-Fans am Dom
Von Pascal Beucker
In Köln demonstrieren 250 Menschen mit fragwürdigen Thesen gegen den Libanonkrieg. Darunter auch Jamal Karsli, Ex-Grüner und Ex-FDPler. "Wenn es um Freiheit geht, sind wir alle Hisbollah."

Jamal KarsliJamal Karsli ist zurück. Der Krieg in Nahost beschert den Thesen des gebürtigen Syrers eine neue Hochkonjunktur. "Wenn es um die Freiheit und die Gerechtigkeit geht, sind wir alle Hisbollah", rief Karsli martialisch den knapp 250 Menschen entgegen, die sich am Samstag auf der Kölner Domplatte versammelt hatten, um gegen den "Völkermörder Israel" und dessen "Vernichtungskrieg" zu demonstrieren. "Es lebe der Widerstand des palästinensischen und libanesischen Volkes!"

Über sechs Jahre ist es nun her, da machte Karsli bundesweit Schlagzeilen. Spektakulär wechselte der damalige nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete seinerzeit an die Seite Jürgen W. Möllemanns, um mit ihm seinen Kampf gegen das angeblich "Nazi-Methoden" anwendende Israel und die "zionistische Lobby" weiter zu führen, den er bei den Grünen nicht mehr hatte führen können. Doch nachdem auch die FDP, der er mit seinen Ausfällen eine unappetitliche Antisemitismusdebatte bescherte, nichts mehr von ihm wissen wollte, wurde es still um Karsli. Jetzt macht er dort weiter, wo er einst aufgehört hat.

Aufgerufen zu der Kundgebung hatten deutsch-arabische Vereine, gekommen war ein recht illustrer Kreis: Neben besorgten Menschen libanesischer Herkunft, die um ihre Angehörigen im Kriegsgebiet bangen, demonstrierten deutsche Friedensbewegte gemeinsam mit Hamas-Sympathisanten, der alte arabisch-nationalistische Nasserist mit der jungen "Antiimperialistin" aus Duisburg, die in ihrer Rede kämpferisch verkündete: "Ob im Gaza, im Libanon oder im Irak: Jeglicher Widerstand gegen die rassistische Apartheidpolitik Israels und gegen die Weltordnungspläne der USA ist legitim!" Ausdrücklich solidarisierte auch sie sich mit der Hisbollah, der sie eine "konsequent antiimperialistische Haltung" bescheinigte.

Nicht nur Karsli und die Vertreterin des linksextremistischen Duisburger "Initiativ e.V." übten den Schulterschluss mit der Hisbollah. Dass es sich bei deren Raketenbeschuss auf Dörfer und Städte in Israel um "legitime Militäraktionen" handele, darin waren sich die Demonstranten offenkundig einig. Kundgebungsteilnehmer schwenkten Fahnen mit dem Emblem der schiitischen Vereinigung oder trugen Bilder von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah.

Während die Demonstranten Fotos von getöteten libanesischen Kindern in die Höhe hielten, waren den Rednern die zivilen israelischen Opfer ebenso wenig eine Erwähnung wert, wie die Vernichtungsphantasien des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad gegenüber Israel. Heftigen Beifall hingegen erntete ein Sprecher der Palästinensischen Gemeinde in Köln, der dem jüdischen Staat vorwarf, er instrumentalisiere "den Holocaust und den Antisemitismus für seine Verbrechen". Dabei erlebten Palästina und der Libanon gegenwärtig "den größten Holocaust aller Zeiten".


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