11.09.2006 |
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KOMMENTAR: Ein beklagenswerter Zynismus |
Von
Pascal Beucker |
Freigang für katholischen Spender.Es ist nur ein winziger Tropfen im breiten Strom der Meldungen über den umjubelten Papst-Besuch in Deutschland: Unbehelligt von der Justiz wird diese Woche der Lichtensteiner Treuhänder Herbert Blatliner zu Joseph Ratzinger nach Regensburg reisen können. Bei der medialen Überflutung mit verzückten Berichten werden viele die Nachricht über die Großherzigkeit der Staatsanwaltschaft in Bochum wohl nicht einmal wahrnehmen. Dabei ist sie in mancher Hinsicht bemerkenswerter als die unzähligen Beiträge in Ehrfurcht erstarrter Reporter. Wie schon beim Kölner "Weltjugendtag" vergessen sie beim Anblick des von seinen Anhängern Benedikt XVI. genannten Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche alle journalistischen Grundsätze und gliedern sich unkritisch in die Fangemeinde ein. Was die
kleine Meldung über Blatliner, der sich dank seiner
katholischen Spendierfreude "Kammerherr seiner Heiligkeit" nennen darf,
so interessant macht: Sie erinnert daran, dass die Bochumer
Staatsanwaltschaft nun bereits seit fast sechs Jahren gegen den
umtriebigen Finanzjongleur ermittelt. Ein Ende ist nicht absehbar. Das
erstaunt. Bei etlichen Klienten des zwielichtigen Rechtsanwalts, dessen
undurchsichtiges Stiftungsgeflecht auch der CDU zu Zeiten Helmut Kohls
zur Verschleierung illegaler Parteispenden diente, waren die Ermittler
durchaus effizienter. Alleine im Zuständigkeitsbereich der
Steuerfahndung Bochum konnten dank der Untersuchungen mehrere zehn
Millionen Euro an hinterzogenen Steuern sowie an Geldbußen
einkassiert werden. |
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