Das Verlagshaus M. DuMont Schauberg will wieder
in seine gut gefüllte Kriegskasse greifen: Der
nächste Coup steht offenbar kurz bevor. Ebenso wie ein
Stellenabbau am Kölner Stammsitz.
Die
große Einkaufstour von M. DuMont Schauberg (MDS) geht
offenbar weiter. Nach der Übernahme der Frankfurter Rundschau
und dem Einstieg bei Ha'aretz
soll der viertgrößte Zeitungsverlag in der
Bundesrepublik kurz vor seinem nächsten großen Coup
stehen. Am Kölner Stammsitz an der Amsterdamer
Straße brodelt jedenfalls kräftig die
Gerüchteküche. Die MDS-Konzernspitze gibt sich
allerdings noch äußerst zugeknöpft: "Es
gibt Pläne", bestätigte zwar Mitgesellschafter
Konstantin Neven DuMont der taz. Mehr wollte er jedoch nicht verraten:
"Leider können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht
darüber sprechen, solange noch nichts konkret ist."
Erst Mitte August war MDS für 25 Millionen Euro mit einer
25-prozentigen Beteiligung bei der israelischen Ha'aretz-Gruppe,
dem nach Umsatz zweitgrößten Medienunternehmen des
Landes, eingestiegen. Zuvor hatte das traditionsreiche
Familienunternehmen, zu dessen Imperium der Kölner Stadt-Anzeiger,
die Kölnische
Rundschau, die Mitteldeutsche
Zeitung sowie das Boulevardblatt Express als auch
Beteiligungen an zahlreichen Anzeigenblättern, Buchverlagen
und Hörfunksendern gehören, bereits im Sommer 50
Prozent plus eine Stimme an der Frankfurter
Rundschau übernommen. Der Kaufpreis soll rund 30
Millionen Euro betragen haben.
Das Kölner Verlagshaus kann sich seinen Expansionskurs
leisten; die Kriegskasse ist gut gefüllt. Denn nach einer
kurzen Schwächephase 2002 mit einem Defizit von 20 Millionen
Euro wirtschaftet die MDS-Gruppe längst wieder in der
Gewinnzone: Der Jahresüberschuss steigerte sich von 8,8
Millionen 2003 auf 32,9 Millionen Euro 2004. Im Geschäftsjahr
2005 lag er bei 29,8 Millionen Euro. Erstmalig seit fünf
Jahren habe auch wieder ein leichtes Umsatzwachstum erzielt werden
können. "Dennoch", so verkündete das Unternehmen
Mitte August, "setzt MDS den eingeschlagenen Konsolidierungsweg fort".
Was das konkret bedeutet, erfuhr die MDS-Belegschaft am Hauptstandort
Köln vor ein paar Tagen: Da flatterte ihr schriftlich ein
Abfindungsangebot ins Haus. Bei einem Sockelbetrag von 65.000 Euro,
darüber hinaus 2.000 Euro pro Jahr
Betriebszugehörigkeit und weiteren 1.500 Euro pro Lebensjahr,
bot die Geschäftsführung jedem Mitarbeiter eine
Mindestsumme von 90.000 Euro an, wenn er seinen Stuhl räume.
Damit stelle sich MDS "den anhaltenden wirtschaftlichen Problemen der
Tageszeitungen", begründete dies Konstantin Neven DuMont
gegenüber der taz. Keine Angaben wollte der Sprecher der
Geschäftsleitung im Unternehmensbereich Köln
darüber machen, wie viele Beschäftigte insgesamt
gehen sollen. Das hänge "von verschiedenen Faktoren ab",
formulierte er nur nebulös.
Anders als bei der Frankfurter
Rundschau, bei der bis Jahresfrist rund 120 Mitarbeiter
entlassen werden und insgesamt 200 Arbeitsplätze wegfallen
sollen, und der Düsseldorfer Handelsblatt-Gruppe,
die in der vergangenen Woche die Streichung von 120 Stellen
ankündigt hat, soll auf betriebsbedingte Kündigungen
jedoch verzichtet werden: "Wir haben die bislang notwendigen
Reduzierungen gemeinsam mit den Mitarbeitern, ohne betriebsbedingte
Kündigungen, bewältigt", so der Sohn von
Firmenpatriarch Alfred Neven DuMont. "Dieser einvernehmliche Weg soll
auch in Zukunft mit einem attraktiven Abfindungsmodell auf freiwilliger
Basis weiter beschritten werden." Bereits von 2001 bis Ende 2005 senkte
die MDS-Gruppe ihre Mitarbeiterzahl von 3.832 auf 2.975.
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