10.01.2007

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*   "Grüner Punkt" zieht vor Gericht
Von Pascal Beucker 

Duales System Deutschland wehrt sich gegen Gerüchte, dass der Vorstand beim Verkauf an Finanzinvestor KKR "persönliche Profitinteressen" verfolgt hat. Mit novellierter Verpackungsverordnung soll massiver Missbrauch gestoppt werden.

Das Duale System Deutschland kommt nicht zur Ruhe. "Viele Unternehmen und ganze Branchen umgehen mittlerweile die Gebühren für den Grünen Punkt", sagte Umweltminister Sigmar Gabriel der taz. Dieser Missbrauch, der nach Branchenschätzungen bis zu 40 Prozent der Hersteller und Vertreiber betrifft, soll nun mit einer Novelle der Verpackungsverordnung gestoppt werden.

Doch nicht nur die "Trittbrettfahrer" machen dem Entsorgungsunternehmen zu schaffen. Auch Gerüchte im Zusammenhang mit der dubiosen Übernahme des einstigen Monopolisten durch den Private-Equity-Fonds Kohlberg Kravis Roberts Co (KKR) Anfang 2005 sorgen weiterhin für Unruhe. Für 260 Millionen Euro wechselte die frühere Non-Profit-Organisation den Besitzer - ein Schnäppchen, wie DSD-Konkurrenten meinen. Denn nach deren Berechnungen beläuft sich der aktuelle Verkaufswert auf 1,6 Milliarden Euro. Der Bundesverband der Selbstentsorger von Verkaufsverpackungen e.V. (BSVV) findet es "bis heute aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachvollziehbar", weshalb die bis dahin von Handel und Industrie gehaltenen Gesellschaftsanteile "in Windeseile" an den US-amerikanischen Finanzinvestor "geradezu verramscht" worden seien.

Es habe damals eine "beispiellose Mischung aus Geschacher, Vernebelung und womöglich gar eine Art Insiderhandel" gegeben, berichtete Ende 2006 das Handelsblatt und spekulierte über mögliche Interessensverquickungen von DSD-Managern und -Aufsichtsräten. Der BSVV fragte daraufhin in einer Erklärung spitz, "welches Interesse den Ex-DSD-Chef und heutigen -Beirat Peter Zühlsdorff und den DSD-Aufsichtsratschef Erich Greipl tatsächlich umtreibt".

Diese Frage darf der Verband inzwischen nicht mehr stellen. Das DSD sieht sich als Opfer einer Diffamierungskampagne und wehrt sich nun mit juristischen Schritten gegen eine vermeintliche Rufschädigung. "Auf der Aufsichtsratssitzung in diesem Monat wird über die Frage weiterer rechtlicher Schritte gesprochen werden", bestätigte Unternehmenssprecherin Heike Schiffler der taz. Auf Antrag des DSD hat das Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen den BSVV erlassen. So darf er auch nicht mehr behaupten, "Brancheninsider" vermuteten "auch wegen des enormen persönlichen Einsatzes von Zühlsdorff und des Metro-Manns Greipl schon lange, dass sie als wahre Hintermänner des KKR-Deals in erster Linie auch ihre ganz persönlichen Profitinteressen verfolgen - auch auf Kosten der ahnungslosen Gesellschafter aus dem deutschen Einzelhandel und ihrer Kunden".

Die Vorwürfe gegen das DSD seien "einfach nicht zutreffend", so deren Sprecherin Schiffler. Das DSD wäre ohne den Verkauf an KKR vom Kartellamt zerschlagen worden, nur der Verkauf habe das Überleben gesichert.

Das DSD sieht in den Angriffen des BSVV nichts weiter als den durchsichtigen Versuch, mittels der Diffamierung des Recyclingunternehmens die vom Umweltministerium geplante Novellierung der Verpackungsverordnung in letzter Minute noch zu verhindern. Schließlich würde sie die Mitglieder des Verbandes wie die Drogeriemarktkette Rossmann empfindlich treffen. Die Vorwürfe würden "auch durch Erfindungen und Wiederholungen nicht wahrer".


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