05.03.2007

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taz

*   Widerstand gegen Telekom-Umbau wächst
Von Pascal Beucker 

Betriebsräte verabschieden Resolution gegen Sparpläne, Gewerkschaft will selbst Streik nicht ausschließen.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di kämpft weiter für eine Kurskorrektur des Telekom-Vorstands. Im Konflikt über den angekündigten Sparkurs des Unternehmens will sie auch Streiks nicht ausschließen, betonte Ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder.

Der Vorstandsvorsitzende der Telekom, René Obermann, hatte vergangene Woche angekündigt, bis zu 50.000 Mitarbeiter im Service-Bereich in Tochterfirmen auszulagern und sie dort für geringere Bezahlung länger arbeiten zu lassen. Durchaus sinnvolle Vorhaben des Managements würden durch den geplanten Konzernumbau konterkariert, kritisierte Gewerkschafter Schröder, der auch stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrats ist: "Es ist unsinnig, wenn einerseits Marken und Produkte im Sinne einer ganzheitlichen Strategie zusammengeführt und gleichzeitig bei der Festnetzsparte die Strukturen auseinandergenommen werden sollen", sagte er der taz. Die geplante Gründung der Tochter T-Service sei "einzig darauf gerichtet, die Konditionen der Beschäftigten zu verschlechtern", so Schröder weiter. Sie werde dementsprechend keines der vorhandenen Serviceprobleme lösen.

Besonders an der Schnittstelle zum Kunden sei der Arbeitsablauf "reichlich in Unordnung". Überdies gebe es große Schwierigkeiten mit der Computertechnik - und zu wenig Personal. Ver.di-Chef Frank Bsirske kritisierte am Samstag in Lübeck, die Telekom steuere mit ihren Auslagerungsplänen in einigen Bereichen auf Armutslöhne zu.

Für heute hat Ver.di zu weiteren Demonstrationen gegen die Telekom-Pläne aufgerufen. Rund 300 Konzernbetriebsräte haben unterdessen in einer Resolution die Pläne des Vorstands über Standortschließungen, den Verkauf von Beteiligungen und Stellenabbau zurückgewiesen. Zugleich begrüßten sie Anstrengungen, Service und Vertrieb den Kundenanforderungen gerechter zu machen.

Konzernchef Obermann hatte neben Einsparungen auch eine "signifikante Verbesserung der Servicesituation" angekündigt, um die Abwanderung von gut 100.000 Kunden pro Monat im Festnetzbereich abzubremsen. Zudem will der Exstaatskonzern sein Angebotswirrwarr übersichtlicher machen und sein Breitbandgeschäft massiv ausweiten.

Diese Pläne finden auch die Zustimmung von Ver.di-Mann Schröder: "Einen Netzausbau ohne Wenn und Aber, wie jetzt verkündet, haben wir mehrere Jahre lang vergeblich gefordert." Doch solche positiven Elemente würden von den Personalausgliederungspläne "deutlich überschattet", fügte Schröder hinzu. Es sei nicht hinnehmbar, dass die Beschäftigten die Zeche für schwere Managementfehler zahlen sollten.

In der Bild am Sonntag verteidigte Obermann seinen Kurs. Zur Kostensenkung gebe es keine Alternative. Für Führungskräfte werde es dieses Jahr bei den Gehältern eine Nullrunde geben.


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