03.09.2007

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*   Spielszenen statt Vertiefung
Von Pascal Beucker 

"Das Wunder von Mogadischu" (Di., 20.15 Uhr, ZDF) über die "Landshut"-Entführung macht wenig aus den Details.

Kurz nach ihrer Befreiung am 18. Oktober 1977 durchströmte Jutta Knauff Hass. Sie sah Souhaila Andrawes auf einer Bare liegen und ihre Finger das Victory-Zeichen machen. Da habe sie ihrer palästinensischen Peinigerin ins Gesicht spucken wollen, sagt Knauff - und es doch gelassen, als sie gesehen habe, dass Andrawes schwer verletzt war. Knauff gehörte zu den 86 Passagieren der von der GSG 9 nach fünf Tagen erstürmten Lufthansa-Maschine "Landshut". Es sind Berichte wie ihrer, vermeintliche Nebensächlichkeiten, die die ZDF-Dokumentation "Das Wunder von Mogadischu" sehenswert machen.

Der Film einer Crew um Guido Knopp hat im Wettlauf der Mogadischu-Produktionen die Nase vorn. Der Dokumentarfilmer Maurice-Philip Remy schaffte es zwar mit seiner akribischen Rekonstruktion der letzten Stunden des ermordeten "Landshut"-Kapitäns Jürgen Schumann in den Focus, die ARD zeigt seinen Fernsehfilm und seine Dokumentation aber erst im kommenden Frühjahr.

Auch Knopp war mit Remy im Gespräch. Doch er habe einen Film zum Jahrestag bringen wollen, sagt Knopp, und das von Remy geplante Dokudrama hätte nicht fertig werden können. Dass sein Team teilweise von Remys Recherchen profitiert haben soll, bestritt der Leiter der ZDF-Zeitgeschichtsredaktion.

Sensationelle Enthüllungen enthält "Das Wunder von Mogadischu" nicht. Die Geschichte der "Landshut"-Entführung durch die mit der RAF befreundete "Volksfront zur Befreiung Palästinas - Spezialkommando" (PFLP-SC) muss nicht neu geschrieben werden. Aber die Autoren haben bemerkenswerte Details ausgegraben. So belegen erstmals freigegebene Akten, wie sich die DDR und die Sowjetunion um Deeskalation bemühten. Schade nur, dass manch Ausgegrabenes nicht vertieft wird. Stattdessen werden Spielszenen eingestreut. Eine Unsitte. Als bedürfte die Schilderung einer Scheinhinrichtung durch die, der sie zuteil wurde, noch einer Dramatisierung.


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