Den ganzen Rhein abzulaufen, schaffte
Sigmar Gabriel dann doch nicht. Bei Straßburg war Schluss. Dann
verabschiedete sich der Bundesumweltminister. "Vielen Dank für die
Mühe", sagte Gabriel noch zu den auf dem Bonner Robert-Schuman-Platz
versammelten Öko-Aktivisten, die anlässlich der 14.
Rheinministerkonferenz am gestrigen Donnerstag den Fluss auf einer
Fläche von 60 mal 50 Metern nachgebildet hatten.
Ihren Parcours direkt vor der Bonner
Abteilung von Gabriels Ministerium aufgebaut hatten die Vertreter
mehrerer Umwelt- und Fischereiverbände aus den Rheinanliegerländern.
Sie wollten die auf der Konferenz anwesenden Minister,
Staatssekretäre und Wasserdirektoren aus Frankreich, Liechtenstein,
Luxemburg, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, der
Bundesrepublik und aus Wallonien zu "noch deutlich mehr Engagement"
zu animieren, "damit die bisherige Erfolgsgeschichte fortgesetzt
werden kann".
Tatsächlich haben sich die
Wasserqualität und der biologische Zustand des gut 1.300 Kilometer
langen Rheins und vieler seiner Nebenflüsse in den vergangenen
Jahren deutlich verbessert. So konnte Gabriel verkünden, dass
inzwischen im einst stark verschmutzen Rhein wieder mehr als 62
Fischarten leben. "Der Lachs kann den Fluss von der Nordsee bis
Straßburg wieder durchwandern", sagte Gabriel stolz.
Viel weiter kommt der Fisch
allerdings nicht, wie Umwelt- und Fischereiverbände kritisieren.
Mindestens noch vier Staustufen der Électricité de France
versperrten am Oberrhein den Fischen "noch alle
Aufstiegsperspektiven". Deshalb fordern die Verbände, unter ihnen
der Deutsche Naturschutzring, die Rheinminister auf, den Weg für den
Lachs und andere "Langdistanzwanderfische" bis nach Basel zu ihren
angestammten Laichgewässern freizumachen.
Zunächst einigten sich die Minister
darauf, bis 2009 einen "Masterplan Wanderfische Rhein"
auszuarbeiten. Als erste Schritte sollen hierbei bis 2015 der
Aufstieg von Wanderfischen in das Rheinsystem über die
Haringsvliet-Schleusen verbessert sowie an der Staustufe Straßburg
ein Fischpass eingebaut werden.
Dem Bundesumweltministerium zufolge
sprachen sich die Minister bei ihrem Treffen zudem dafür aus, zum
Schutz gegen Rheinhochwasser "alle realistischen
Rückhaltemöglichkeiten" zu prüfen. Auch sollen im
Rhein-Einzugsgebiet gemeinsam "Anpassungsstrategien für die
Wasserwirtschaft" entwickelt werden, um dem Klimawandel zu begegnen.
Die Konferenzteilnehmer formulierten ferner Grundlagen für
abgestimmte Programme gegen zunehmende Mikroverunreinigungen des
Rheinwassers beispielsweise durch Arzneimittel und
Haushaltschemikalien.
"Wir wollen, dass künftige
Generationen im gesamten Rhein-Einzugsgebiet ein vielfältiges und
dynamisches Ökosystem genießen und nutzen können", sagte Gabriel.
Allerdings müssten dazu "eine Vielzahl zum Teil konkurrierender
Interessen und der Schutz des Ökosystems Rhein in Einklang gebracht
werden".