22.12.2007

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taz

* Guter Kumpel und schlauer Sanierer
Von Pascal Beucker 

Horst Piepenburg ist neuer Vorstandschef der angeschlagenen Pin-Gruppe. Der Insolvenzrechtler gilt als erfahrener Sanierer, sein größter Fall war der Anlagenbauer Babcock Borsig.

Um seine neue Aufgabe ist Horst Piepenburg nicht zu beneiden. Gerade erst wurde er zum Vorstandschef der Pin Group AG berufen, da stellten am Freitag bereits die ersten sieben der 91 Tochtergesellschaften der angeschlagenen Billigpost den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Die Chancen für die von Hauptgesellschafter Springer aufgegebene Gesamtgruppe mit ihren insgesamt 9.000 Beschäftigten seien dadurch nicht beeinträchtigt, versicherte Piepenburg. "Das gilt auch für die insolventen Gesellschaften, deren Geschäftsabläufe auch in den nächsten Monaten weiterhin normal ablaufen werden."

Piepenburg kennt sich bestens aus mit Pleite-Firmen. Der frühere FDP-Kommunalpolitiker ist Seniorpartner der auf Sanierungsberatung und Insolvenzverwaltung spezialisierten Düsseldorfer Rechtsanwaltskanzlei Piepenburg-Gerling. Der 53-jährige Jurist gilt als einer der renommiertesten Sanierer in der Bundesrepublik. In den vergangenen 20 Jahren war der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Insolvenzrecht und Sanierung im Deutschen Anwaltverein an über tausend Insolvenzverfahren beteiligt.

Zu den Fällen des in Rees am Niederrhein geborenen Rolling-Stones-Fan gehörten unter anderem der Gelsenkirchener Küchengerätehersteller Küppersbusch und die Neue Ludwigshütte in Oberhausen. Bei der Ruhrorter Schiffswerft in Duisburg erreichte er eine Sanierungslösung unter Beteiligung der Mitarbeiter. Zuletzt führte der dreifache Familienvater die Drogeriemarktkette "Ihr Platz" durch die Insolvenz.

Seinen spektakulärsten Job machte der untersetzte Mann mit der leisen Stimme allerdings als Vorstandsvorsitzender der Babcock Borsig AG. Im Juli 2002 übernahm Piepenburg den Chefposten bei dem Oberhausener Anlagen- und Maschinenbauer, der kurz zuvor Insolvenz hatte anmelden müssen. "Meine Leistung sollte daran gemessen werden, wie viele Arbeitsplätze ich sichern konnte", sagte er zum Dienstantritt. Immerhin gelang es ihm in der Folgezeit, durch den Verkauf des Unternehmens in Einzelteilen über 18.000 der 21.000 bedrohten Arbeitsplätze zu erhalten. "Piepenburg - das ist ein schlauer Sanierer, der weiß, was er will, und ein Kumpel zum Biertrinken", beschreibt ihn ein Ex-Babcock-Betriebsrat.


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